Full text: Lexikon der Astronomie

Kosmogoine (Monde). 287 
für diese Dichten angab. Unsern heutigen 
Kenntnissen nach i,t die mittlere Dichte 
der Planeten 0,2i, die der Sonne 0,25, 
wenn man diejenige der Erde als Einheit 
annimmt; immerhin eine leidliche Über 
einstimmung. 
In ähnlicher Weise, wie sich die Plane 
ten bilden, entstehen auch bei deren Bil 
dung die Monde. »Indem der sich bil 
dende Planet die Partikeln des Grund 
stoffs aus dem ganzen Umfang zu seiner 
Bildung bewegt, wird er aus diesen sin 
kenden Bewegungen vermittelst ihrer Wech 
selwirkung Umlaufsbewegungen und zwar 
endlich solche erzeugen, die in eine gemein 
schaftliche Richtung ansschlagen, und ein 
Teil dieser so bewegten Partikeln wird die 
gehörige Mäßigung des freien Zirkellaufs 
bekommen und in dieser Einschränkung 
sich einer gemeinschaftlichen Fläche nahe 
befinden. In dem Raum nahe um diese 
Fläche werden sich, so wie um die Sonne 
die Hauptplaneten, also auch um diese die 
Monde bilden, wenn die Attraktion dieser 
Himmelskörper sich weit genug erstreckt.« 
Den Grund für die Rotation der Monde 
um die Hauptplaneten sieht Kant in der 
Anziehung, welche der Planet auf die der 
Sonne nähern Teilchen ausübt. »Denn 
da sie mit schnellerm Umschwung als die 
übrigen um die Sonne laufen, so nötigt 
die Attraktion des Planeten sie, schon von 
weitem die Richtung ihres Geleises zu 
verlassen und in einer oblongen Aus 
schweifung sich über den Planeten zu er 
heben, und weil sie einen größer» Grad 
der Geschwindigkeit als der Planet selbst 
haben, so bekommt, wenn sie durch dessen 
Anziehung zum Sinken gebracht werden, 
ihr geradliniger Fall und dadurch auch 
der Fall der übrigen eine Abbeugung von 
Abend gegen Morgen, und es bedarf nur 
dieser geringen Lenkung, um zu verur 
sachen, daß die Kreisbewegung, dahin der 
durch die Attraktion erregte Fall aus- 
schläzt, vielmehr diese als eine jede andre 
Richtung nehme. Aus diesem Grund 
werden alle Monde in ihrer Richtung 
mit der Richtung des Umlaufs der Haupt 
planeten übereinstimmen«, und ebenso 
werden ihre Bahnen nahezu in die Ebene 
fallen, an welche sich die Ebene der Pla 
netenbahnen anschließt. Damit nun 
solche Monde gebildet werden, muß die 
Anziehungskraft der Planeten hinlänglich 
groß sein^ um aus weiterer Ferne Teil 
chen von größerer Geschwindigkeit herbei 
ziehen zu können; deshalb haben auch nur 
die größern und entfernter» Planeten Be 
gleiter bekommen. 
Auf dieselbe Weise, wie die Monde ihre 
Rotation um die Planeten, bekommen 
auch die letzter» ihre Drehung um die 
Achse in der Richtung von W. nach O. 
Doch sind hier die auf den Planeten selbst 
niederfallenden und mit einer nach O. ge 
richteten Geschwindigkeit gegen ihn stoßen 
den Teilchen wirksam. Ursprünglich sind 
wahrscheinlich die Achsen senkrecht zu den 
Bahnebenen gewesen, und es ist nur den 
mit der allmählichen Erstarrung dieser 
Körper verbundenen Änderungen zuzu 
schreiben, daß jetzt Abweichungen von die 
ser Stellung vorkommen. 
Von Interesse ist ferner die Art und 
Weise, wie Kant die-Entstehung des Sa 
turnrings zu erklären sucht. Daß der 
selbe nicht nach dem allgemeinen, oben 
geschilderten Bildungsgesetz, also durch 
Materie, die von außen nach dem Plane 
ten strömte, entstanden, »sondern ein Ge 
schöpf des Planeten selbst sei«, schließt er 
hauptsächlich aus der Thatsache, daß der 
Ring »nicht so wie die andern Trabanten 
desselben in der 'allgemeinen Beziehungs- 
fläche der planetarischen Bewegungen« 
liegt. Deshalb ist anzunehmen, daß die 
Bildung des Ringes durch die flüchtigsten 
Teile der Planeten erfolgt ist, welche 
durch die Wärme zum Aufsteigen veran 
laßt worden und dabei die Achsendrehung 
beibehielten, die ihnen als Teilen des Pla 
neten eigen war. Als Ursache der Wärme 
nahm Kant in späterer Zeit die Mischung 
der verschiedenen Materien auf dem Pla 
neten selbst an; früher hatte er vermutet, 
Saturn habe sich anfangs in einer sehr 
erzentrischen Bahn bewegt und sei dabei 
in seiner Sonnennähe stark erhitzt wor 
den. Er führt nun weiter aus, wie die 
emporgestiegenen Teilchen sich in der Ebene 
des Aguators zu einem Ring ordnen müs 
sen. Durch die Attraktion des Planeten 
werden sie nämlich genötigt, sich um den
	        
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