Full text: Lexikon der Astronomie

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Länge — 
Amerigo Vespucci zur Auffindung der 
Längendifferenz zwischen Nürnberg und 
einem Punkt an der Küste von Venezuela 
benutzt worden ist. Derselbe beobachtete 
nämlich 23. Aug. 1499 abends 7VaUhr an 
einem Punkte deeser Küste den Abstand des 
Mars vom Mond — 1°, um Mitternacht 
aber bW östlich, woraus er schloß, daß der 
Mars sich jede Stunde um 1° vom Mond 
entfernt hatte und also um 6V- Uhr mit 
ihm in Konjunktion gestanden hatte. In 
den »Ephemeriden«, welche Regiomon- 
t a n u s 1474 oder 1475 veröffentlichthatte, 
war aber die Zeit dieser Konjunktion für 
Nürnberg zu 12 Uhr nachts angegeben. 
Daraus schloß Vespucci auf 'eine Längen 
differenz von 12—6V- —5V- Stunden. 
Wie weit dieses Ergebnis richtig ist, kaun 
nicht genau angegeben werden; da man 
nämlich den Beobachtungsort Vespuccis 
nicht näher kennt, so läßt sich nur sagen, 
daß die wahre Längeudifferenz 4 1 /«—5Va 
Stunden beträgt. 
Gegenwärtig ist diese Methode bei den 
Seefahrern sehr gebräuchlich, und es sind 
deshalb in den nautischen Jahrbüchern 
die Abstände des Mondes von der Sonne, 
den Hellern Planeten und einer Anzahl 
Fixsterne für jede dritte Stunde eines be 
stimmten ersten Meridians angegeben, 
wie man sie vom Erdmittelpunkt aus 
sehen würde. Beobachtet man nun an 
einem Ort eine solche Distanz zu einer 
bestimmten Uhrzeit, so läßt sich daraus 
diejenige Größe berechnen, in welcher diese 
Distanz vom Erdmittelpunkt aus erschei 
nen würde, und wenn man diesen Wert 
in den Tafeln des Jahrbuchs aufsucht, so 
erhält mau die Zeit für den ersten Meri 
dian. Die Differenz beider Zeiten gibt 
die gesuchte Längendifferenz. 
6) Endlich muß noch die Methode 
der Mondkulminatiou erwähnt wer 
den. Der Mond ändert nämlich seine 
Rektaszension sehr rasch, beiläufig um eine 
Bogenminute während zweier Zcitminu- 
ten. Kennt man daher die Rektaszensio 
nen des Mondes bei seiner Kulmination 
an zwei verschiedenen Orten an ein und 
demselben Tag, so kann man aus dem 
Unterschied derselben und der bekannten 
Geschwindigkeit, mit welcher sich die Rekt- 
Laplace. 
aszension des Mondes um diese Zeit än 
dert, die Differenz der Längen beider Beob 
achtungsorte finden. Um aber die Rekt 
aszensionen des Mondes bei seiner Kul 
mination zu finden, bedient man sich eines 
im Meridian aufgestellten Durchgangs 
instruments und einer die Sternzeit an 
gebenden Uhr. Man beobachtet nun die 
Durchgänge des Mondes und einiger ihm 
nahestehender Fixsterne von bekannter 
Rektaszension; da die Differenz der Durch 
gangszeiten gleich der Rektaszensionsdiffe 
renz ist, so ergibt sich leicht die Rektaszen 
sion des Mondes. 
Diese Methode, welche von dem Einfluß 
der Parallaxe und der Refraktion frei 
ist und sehr gute Resultate gibt, ist schon 
1544 von Oronce Fi née (0routiu8 Fi- 
naeus) vorgeschlagen worden, zu einer 
Zeit, wo sowohl die Theorie der Mondbe 
wegung als auch die Uhren noch sehr man 
gelhaft waren. 
Länge eines Sterns am Himmel 
ist der Bogen der Ekliptik zwischen dem 
Frühlingsvunkt und dem durch die beiden 
Pole der Ekliptik und den Stern gehen 
den größten Kreis, dem Breitenkreis 
des Sterns; sie wird vom Frühlingspunkt 
aus in der Richtung von W. über S. nach 
O. rc. von Obis 180"gerechnet. Die Astro 
nomen des Altertums beobachteten L. und 
Breite direkt mit dem Astrolabium (s. d.); 
gegenwärtig werden aber diese Koordina 
ten aus der Rektaszension und Deklina 
tion berechnet. 
Längenparallaxe, derUnterschied zwi 
schen der geozentrischen Länge eines Sterns 
und der von einem bestimmten Punkte der 
Erde aus beobachteten. 
Lansberg (Laensberg), Philipps, 
geb. 1561 zu Gent, gest. 1632 in Middel 
burg; lange Zeit als Arzt und Prediger 
inAntwerpen und Goes lebend, ist alsastrv- 
nomischer Schriftsteller besonders durch 
seine kurz vor seinem Tod veröffentlichten 
astronomischen Tafeln (Tabulae mo- 
tuum coelestium perpetuae) bekannt. 
Laplace lspr.-plahss), Pierre Simon, 
Graf, berühmter franz. Mathematiker 
und astronomischer Theoretiker, geb. 28. 
März 1749 zn Beaumont en Äuge im 
Departement Calvados als Sohn eines
	        
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