Full text: Lexikon der Astronomie

457 
Sonne (Bewegung der Flecke). 
nwnd. Auch sind die Flecke nicht überall 
gleich dunkel, vielmehr erkennt man in 
ihnen dunklere Stellen, die nach ihrem 
Entdecker Dawessche Zentra genannt 
werden. Sowie nun nicht selten eine ge 
meinschaftliche Penumbra mehrere Kern 
flecke umschließt, so findet man auch öfters 
mehrere solcher Zentra in einem Fleck. Die 
Höfe, welche bei schwacher Vergrößerung 
gleichmäßig grau, ähnlich den Maren deö 
Mondes, nach innen zu etwas heller er 
scheinen, zeigen in stärker vergrößernden 
Fernrohren eine streifige Struktur, und 
Langley hat beobachtet, daß sie aus spi 
ralförmig geordneten Fäden zusammen 
gesetzt sind, deren innere Enden heller sind 
als die äußern. Für die relativen Hellig 
keiten der Sonnenoberfläche, der Penumbra 
und deö Kernflecks hat W. Herschel die 
Zahlen 1000:469:7. Vogel aber 1000: 
630:67 gefunden. 
Die Form der Flecke ist eine äußerst 
mannigfaltige und unregelmäßige; ihre 
Größe ist nicht selten sehr beträchtlich, so 
daß ihr Durchmesser den der Erde bei 
weitem, selbst mehr als sechsmal über 
trifft. Während solche große Flecke von 
mehreren BogenminutenDurchmesser auch 
schon mit bloßem Auge sichtbar sind, er 
scheinen uns auch anderseits viele kleine 
Sonnenflecke im Fernrohr nur als dunkle 
Punkte, sogen. Poren. Dabei sind die 
Formen sehr veränderlich: nicht selten 
werden Teilungen beobachtet, indem ein 
größerer Fleck in kleinere zerfällt, während 
anderseits auch wieder mehrere Flecke in 
einen zusammenfließen. Solche Verän 
derungen gehen oft in sehr kurzer Zeit 
von stalten. 
Die Dauer der Flecke ist ebenfalls sehr 
verschieden: manche entstehen vor unsern 
Augen und verschwinden schon nach einigen 
Tagen wieder; andre dauern wochen-, ja 
monatelang. So beobachtete Schwabe 
in Dessau 1848 eine Fleckengruppe acht 
mal auf der Mitte der <&., und 1861—62 
sah er sogar eine solche Gruppe 22mal 
wiederkehren. 
Die Flecke kommen meist gruppen 
weise vor. Sie sind nicht in allen Teilen 
der Sonnenfläche gleich häufig, in der 
Hauptsache sind sie vielmehr beschränkt 
auf die Zonen zwischen 10° und 30° helio- 
graphischer Breite, die sogen. Königs 
zonen (nach Sccchi), während sie in der 
Nähe des Äquators wie in Breiten über 
35° nur spärlich vorhanden sind. Ein von 
Lahire in 70° und ein 1846 von C. H. 
F. Peters in Neapel in 50° heliographi- 
scher Breite gesehener gehören zu den Sel 
tenheiten. Diese Eigentümlichkeit in der 
Verteilung hat zuerst der schon erwähnte 
Jesuit Sch ein er erkannt. 
7) Verfolgt man einen Fleck, so findet 
man, daß derselbe sich vom östlichen nach 
dem westlichen Rand hin bewegt, und bei 
Flecken von längerer Dauer vergeht zwi 
schen zwei aufeinander folgenden Erschei 
nungen am östlichen Rand ein Zeitraum 
von etwa 27 Vs Tagen. Da aber die Erde 
in dieser Zeit in Richtung der Rotation 
in ihrer Bahn weitergegangen ist, so ist 
inzwischen mehr als eine Rotation ver 
strichen, und die Dauer der letztern be 
trägt etwa zwei Tage weniger. Indessen 
ergibt sich für Flecke, die dem Sonnen 
äquator nahe sind, eine etwas kürzere Ro 
tationsdauer als für solche höherer Brei 
ten; Spörer fand für 1,5° Breite den 
Wert von 25,118 Tagen, für 24,6° Breite 
aber 26,216 Tage, und Carrington hat 
auf Grund seiner langjährigen Beobach 
tungen der S. für die tägliche Bewegung 
eines Flecks in der heliozentrischen Breite 
<f die empirische Formel aufgestellt 
865'—165' • sin 4 <p. 
Es deutet dies auf eine mit zunehmender 
Breite wachsende Bewegung der Flecke 
parallel zum Äquator in einer der Rota 
tion entgegengesetzten Richtung. Außerdem 
aber sind auch die Heliographischen Brei 
ten vieler Flecke Veränderungen unter 
worfen, und zwar zeigt sich meist eine Be 
wegung vom Äquator nach den Polen hin. 
Spörer vermutet, daß diese Bewegungen 
eine Folge von Strömungen oder Winden 
auf der S. sind. Aus der Beobachtung 
eines Flecks, der seine Heliographische 
Breite in zwei Rotationsperioden, im 
Juni und Juli 1866, nicht änderte, hat 
Spörer eine Rotationsdauer von 25 Tagen 
5 Stund. 58 Min. und die oben ausgeführ 
ten Werte für die Bestimmungsstücke des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.