Astronomie (Araber, Renaissance). 41
gründete Bagdad, Kairo, das spanische
Cordova und andre Hauptstädte der mo
hammedanischen Welt Brennpunkte deS
wissenschaftlichen Lebens. Allerdings haben
die Araber das antike Wissen nicht mit
neuen fruchtbaren Ideen bereichert, aber
sie haben das, was griechische und römische
Schriftsteller hinterlassen hatten, sorgfältig
gesammelt und in ihre Sprache übertragen,
daher wir ihnen die Erhaltung nicht weni
ger wissenschaftlicher Werke des Altertums
verdanken. In der A. insbesondere haben
sie durch ausdauernde und sorgfältige Be
obachtung fördernd gewirkt, ohne gleich
wohl den Jdeenkreis des Ptolemäos zu
überschreiten. Rühmend ist der Unter
stützung zu gedenken, welche mohammeda
nische Fürsten der A. zuwandten. So ließ
schon der Kalif Alm am un (gest. 833)
bei Bagdad eine Sternwarte bauen f an
welcher er selbst mit seinem Hauptastro
nomen Alf erg a ni und andern Gelehr
ten beobachtete, und im nächstenJahrhun-
dert war der Perser Ab ul Wefa, be
kannt durch genaue Planetenbeobachtun
gen, in dem nunmehr unter persischer
Herrschaft stehenden Bagdad an einer vom
Emir Saras ed Daula errichteten
Sternwarte thätig. In Bagdad beobach
tete auch der Perser Al Sufi, von dem
wir einen wertvollen Sternkatalog besitzen,
den neuerdings Schjellerup veröffentlicht
hat. Um dieselbe Zeit erhielt auch Jbn
Junis (gest. 1008) von den in Kairo re
sidierenden Kalifen Aziz und Hakem
auf dem benachbarten Berg Mokottan
eine großartige Sternwarte erbaut, an
welcher er seine unter dem Namen der
Hakemitischen bekannten Tafeln der
Sonne, desMondesund derPlaneten ent
warf. Alter ist A l b a t e g n i u s (gest. 928),
den man wohl einen zweiten Ptolemäos
genannt hat. Auch die Führer der Mon
golen waren den Wissenschaften freundlich
gesinnt, und als 1258 der Mongolenfürst
Jlech-Chan Bagdad erobert hatte, gewährte
er dem gelehrten N a s s i r - E d d i n die Mit
tel zur Erbauung einer großartigen Stern
warte zu Meragah im nordwestlichen Per
sien, wo derselbe mit andern Astronomen
thätig war, Planetentafeln berechnete,
einen neuenSternkatalog entwarf undzahl-
reiche Übersetzungen griechischer Mathema
tiker rc. lieferte. Fast zwei Jahrhunderte
später gründete der Herrscher von Sa
markand, Tamerlans Enkel Ulugbegh,
in seiner Residenz eine gelehrte Schule und
eine Sternwarte, aus welcher wertvolle
Planeteutafeln und ein Sternkatalog her
vorgingen.
Durch die in den maurischen Reichen
Spaniens begründeten Hochschulen kam
das Licht der Wissenschaften von den Mo
hammedanern auch nach dem christli
chen Abendland. Schon um die Mitte
des 13. Jahrh, fand die A. in dem christ
lichen König Alfons X. von Kastilien und
Leon, einem der deutschen Schattenkönige
während der Zeit desJnterregnums, einen
opferbereiten Freund und Beschützer. Doch
waren es vorzugsweise maurische und
jüdische Gelehrte, welche die berühmten
»Alfonsinischen Tafeln« verfaßten. Der
eigentliche Aufschwung der A. im Abend
land beginnt erst im 15. Jahrh, mit deni
OberösterreicherJoh.Peurbach (1423—
1461), seinem Schüler Regiomontan
(1436—76) und dessen Freund, dem
Nürnberger Patrizier Walther, welcher
in der Rosengasse zu Nürnberg die erste
deutsche Sternwarte errichtete. In dem
selben Jahrhundert wurde auch der Manu
geboren, unter dessen Hand die A. eine
ganz neue Gestalt annehmen sollte, Ni
kolaus Kopernikus (1473 —1543),
welcher den geozentrischen Grundgedan
ken aufgab und der Erde ihre Stelle in
mitten der Planeten anwies. Bald nahm
auch die astronomische Beobachtungskunst
einen neuen Aufschwung, und der Däne
Tycho (Tyge) Brahe (1546 — 1601)
wußte seinen Beobachtungen eine bis da
hin nicht erreichte Schärfe zu geben. Aus
den Braheschen Beobachtungen des Pla
neten Mars leitete dann der geniale
deutsche Astronom Kepler(1571—1631)
seine drei Gesetze der Planetenbewegung
ab. In KeplersZeit fällt auch die durch einen
Zufall veranlaßte Erfindung des Fern
rohrs (1609), welches sein großer Zeit
genosse Galilei (1564—1642), der Be
gründer der wissenschaftlichen Dynamik
und unermüdliche Vorkämpfer für die
kopernikanische Weltansicht, mit dem glän-