Full text: Lexikon der Astronomie

Breite. 
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Breitenbestimmung anfangs die Beobach 
tung der Kulminationshohen der Sonne 
mit Hilfe des Gnomons am längsten und 
am kürzesten Tag; die halbe Differenz 
beider Höhen gab ihnen die Schiefe der 
Ekliptik, die halbe Summe aber die Äqua 
torhöhe des BeobachtungöortS. Schon 
Hipparch hat eine kleine Zusammenstel 
lung solcher Bestimmungen gemacht, doch 
überstieg selbst zu des Ptolemäos Zeiten 
die Zahl beobachteter Breiten schwerlich ein 
Dutzend. Außerdem waren die ältern Be 
stimmungen nicht bloß wegen Nichtbeach 
tung der Refraktion, die man nicht kannte, 
falsch, sondern auch um den scheinbaren 
Sonnenhalbmesfer, also um etwa 16 Bo 
genminuten, zu klein, weil der Schatten 
des Gnomons nickt durch die Höhe des 
Sonnenmittelpunkts, sondern durch die 
jenige des obern Sonnenrands bestimmt 
wird. Als man später den scheinbarenLauf 
der Sonne am Himmel genauer kannte 
und ihre Deklination für die einzelnen 
Tage in Tabellen zusammengestellt hatte, 
konnte man die Beobachtung der Kulmi 
nationshöhe der Sonne an jedem beliebi 
gen Tag zur Bestimmung der B. benutzen. 
2) Man beobachtet einen Zirkumpolar- 
stern in seinen beiden Kulminationen; 
sofern auch die obere Kulmination auf 
der Nordseite des Zeniths erfolgt, ist die 
B. der halben Summe der beiden Kul 
minationshöhen gleich. Diese Methode 
wird schon von dem im 13. Jahrh, zu 
Marokko lebenden Abul Hassan erwähnt; 
die Mangelhaftigkeit der damaligen Meß- 
instrumente hat aber, wie cs scheint, die 
selbe damals wenig zur Geltung kom 
men lassen, und so ist sie erst durch T y ch o 
Brahe oder nach andern Angaben durch 
Rothmann in die Praris eingeführt 
worden. Brahe wandte namentlich die 
Kulminationen des Polarsterns an. 
3) Steht ein Fernrohr zur Verfügung, 
welches sich um eine vertikale Achse drehen 
läßt und welches einen festen und einen 
durch eine Mikrometerschraube beweglichen 
horizontalen Faden in seinem Fadenkreuz 
hat, mit dessen Hilfe man kleine Distan 
zen messen kann. so kann man zur Brei 
tenbestimmung zwei Sterne von bekann 
ter Deklination benutzen, die in nahezu 
gleicher Höhe, der eine auf der Süd-, der 
andre aus der Nordseite des Zeniths, kul 
minieren. Man stellt nämlich den Fa 
den auf den einen Stern bei seiner Kul 
mination ein, dreht nachher das Fernrohr 
ohne Änderung seines Neigungswinkels 
gegen den Horizont um die vertikale Achse 
und stellt den beweglichen Faden auf den 
andern Stern ein, sobald derselbe in den 
Meridian tritt. Die B. ergibt sich dann, 
wenn man die halbe Summe aus den 
Deklinationen beider Sterne um den hal 
ben Fadenabstand (ausgedrückt in Win 
kelmaß) vermehrt oder vermindert, je 
nachdem der nördlich oder der südlich kul 
minierende Stern höher steht. Diese Me 
thode macht den Höhenkreis entbehrlich, 
auch braucht man die Refraktion nicht zu 
berücksichtigen, dadieselbe sürbeide Sterne 
denselben Wert hat und die Kulminations 
höhe nicht in Betracht kommt. Diese Me 
thode rührt von Horrebow her und ist 
neuerdings von dem anierikanischenAstro 
nomen Talcott wieder in Erinnerung 
gebracht worden. 
4) Die bisher aufgeführten Methoden er 
fordern Höhenbeobachtungen in der Ebene 
des Meridians. Aber auch durch eine 
Höhenbeobachtung außerhalb des Meri 
dians läßt sich die B. finden, wenn außer 
dem noch die Zeit, also auch der Stunden 
winkel, bekannt ist. Im Art. Höhe ist 
gezeigt, daß zwischen der Höhe si eines 
Sterns, seiner Deklination ck, der B. q> 
und dem Stundenwinkel t die Gleichung 
stattfindet 
sinir — sin (s sin <? -f- cos </> cos ck cost. 
Aus dieser Gleichung läßt sich nun </> be 
rechnen, doch wollen wir aus diese Rech 
nung nicht weiter eingehen. 
Eine wesentliche Vereinfachung tritt ein, 
wenn die Beobachtung in der Nähe des 
Meridians erfolgte, also der Stunden 
winkel 1 nur sehr klein ist, wenn man also 
eine sogen. Zirkummeridianhöhe be 
obachtet hat. Da nämlich in der Nähe des 
Meridians die Höhen sich nur langsam 
ändern, so kann die gemessene Höhe h 
näherungsweise als Kulminationshöhe be 
trachtet werden, und man erhält dann für 
die B. des Beobachtungsorts den Wert 
= 90°—h oder ck — (90°—h),
	        
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