Full text: Freie Perspektive in ihrer Begründung und Anwendung

DRITTER ABSCHNITT. 
Kapitel XI. 
Krumme-Linien. 
§. 10G. 
Allgemeine Bemerk umreu. 
Um die Perspektive einer krummen Linie zu finden, wird 
man im Allgemeinen die Perspektiven einzelner Punkte derselben 
zu bestimmen und dieselben mit einander zu verbinden haben. 
Da wir liiemit die Bestimmung der Perspektiven von Kurven auf 
jene einzelner Punkte zurückführen, so folgt, dass, sowie der 
Punkt (Kap. II) auch die Kurve auf verschiedene Weise fixirt 
werden könne. Es wird sonach ausser der Perspektive der Kurve 
entweder noch die Perspektive ihrer Projektion auf der Grund 
oder auf einer andern Ebene, oder ihre Bildflächprojektion und 
dergl. anzugeben sein, um die Kurve im Baume vollkommen zu 
bestimmen. Ebenso ist einleuchtend, dass unendlich viele Kurven 
im Baume dasselbe perspektivische Bild unter der Voraussetzung 
geben, dass dieselben auf der Oberfläche eines Kegels liegen, 
welcher die Perspektive der krummen Linie zur Leitlinie und 
das Auge zur Spitze hat. Das hier Gesagte gilt allgemein, sowohl 
für ebene als auch für Raumkurven, doch ergibt sich für erstere 
die wesentliche Vereinfachung, dass zu deren Bestimmung ausser 
ihrer Perspektive kein zweites Bild erforderlich ist, da eine 
ebene Kurve vollkommen fixirt erscheint, wenn ausser 
ihrer Perspektive die Ebene der Kurve gegeben ist. 
Die Verzeichnung der Perspektive einer ebenen Kurve kann 
in der Art, wie die eines ebenen Polygons vorgenommen werden, 
indem einzelne Punkte der krummen Linie durch ihre Coordinateli 
in Bezug auf die Bildflächtrace ihrer Ebene, oder durch Be 
stimmung einzelner Sehnenlängen, oder durch anderweitig an die 
Kurve gezogene Linien übertragen werden.
	        
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