544 Handwörterbuch der Chemie,
Die Verminderung der Löslichkeit eines Körpers in Wasser bei Zusatz von Alkohol können
wir uns dadurch erklären, dass wir annehmen, dass der Alkohol einen Theil des Wassers bindet.
Bei sehr stark löslichen Salzen, wie Jodkalium, Chlorstrontium, Natriumacetat, ist übrigens der
Einfluss des Alkohols weit kleiner als bei schwer lóslichen.
Bringt man einen Kórper gleichzeitig mit zwei Lósungsmitteln
in Berührung, die sich nicht mit einander oder doch nur in begrenztem Maasse
mischen, so soll er sich zwischen ihnen nach einem bestimmten Verhältnisse
theilen; die von einem gleichen Volumen der beiden Flüssigkeiten gelósten Mengen
sollen unter sich in einem constanten Verhältniss, dem sogen. Theilungs-
coefficienten c stehen.
Der Theilungscoefficient ist unabhángig von dem relativen Volumen
beider Lósungsmittel, aber eine Function von der Concentration, d. h. der ge-
sammten vorhandenen Menge fester Substanz und Temperatur (BERTHELOT und
JUNGFLEISCH, Jahresber. 1869, pag. 45).
Die Tabelle giebt die in den übereinandergeschichteten, wässrigen und
ätherischen Lösungen enthaltenen Mengen Bernsteinsäure, wenn die gesammte
vorhandene Menge sich ändert.
Gramme Bernsteinsäure in 10 Cem. (bei 15°) der
wässrigen ätherischen Lösung Theilungscoefficient C
0:486 0:073 6:6
0:420 0:067 6:3
0:365 0:061 6:0
0:236 0:041 o
0121 0022 | 54
0:070 0-013 2
0:024 0:0046 52
[/C würde das Verhültniss der in Aether und Wasser enthaltenen Mengen bedeuten. Es
lassen sich, wenn ? die in 10 Cbcm. der wässrigen Lösungen enthaltenen Mengen Substanz be-
deutet, die folgenden Interpolationsformeln aufstellen bei:
Bernsteinsáure C= 51 +8;
Benzoesäure °° 5 C = 63 + 1002
Oxalsiure 1. EC = 10:5 — 3:35
Acplélsätre - . +” + C=49— 5067p
Weinsiule . . . . C — 138 — 85
Danach nehmen bei der Bernsteinsäure und Benzoesäure mit der Verdünnun g die Werthe von
1/C zu, bei den anderen Säuren aber ab. ]Je verdünnter die Lösung ist, um so mehr Substanz
ist relativ bei ihnen in der ätherischen Lösung enthalten.
Zu beachten ist indess, dass Aether und Wasser immer von dem anderen Lösungsmittel
noch mehr oder weniger grosse Quantitäten enthalten.
Im Allgemeinen wird diejenige Flüssigkeit von der Substanz am meisten aufnehmen, die
für dieselbe ein grösseres Lösungsvermögen besitzt,
10 Cbem. CS, lösen bei 15° 1:85 Jod, 10 Cbem, Wasser 0:14 Jod, das Verhältniss der
Löslichkeit ist aber 1:132, der Theilungscoefficient 1:410.
Für gesättigte Lösungen, wie man sie erhält, wenn man die beiden Flüssigkeiten mit einem
Ueberschuss des zu lósenden Kórpers schüttelt, muss, wie OsrWaLD (Lehrbuch I, pag. 402)
nachweist, der Theilungscoefficient dem Läslichkeitsverhältniss entsprechen. Nur muss man die
Theilungscoefficienten nicht auf gleiche Volumina der Lösungen, sondern auf gleiche Quantitäten
der Lösungsmittel beziehen.
Man benutzt die Thatsache, dass sich Substanzen in verschiedenem Maasse zwischen zwei
Lösungsmitteln theilen, zum Ausschütteln gelöster Substanzen aus sehr verdünnten Lösungen der-
selben in einem Lösungsmittel; so schüttelt man durch Chloroform Alkaloide aus ihren wässrigen
Läsungen aus, Jod und Brom durch Schwefelkohlenstoff.