Vorwort.
Jeder Fachmann kennt, abgesehen топ den Mähen, welche mit
einer langjährigen, unverdrossen fortgesetzten geistigen Arbeit ver
bunden sind, die nicht geringen Schwierigkeiten, welche sich, bei dem
derzeitigen Stande der mathematisch-geometrischen Wissenschaften, der
Verfassung eines den jetzigen Anforderungen entsprechenden Werkes
über «darstellende Geometrie« entgegenstellen und namentlich
dann häufen, wenn das Streben vorliegt, dem praktischen Constructeur
sowohl, als auch dem Theoretiker, dem Freunde dieser rasch aufblühenden
Wissenschaft, nach bester Überzeugung Rechnung zu tragen.
Wenn ich es trotzdem wagte, an die Bearbeitung eines solchen
Werkes zu gehen und jeden mir gebotenen freien Augenblick benützte,
um das Wollen zur That werden zu lassen, so erkenne ich — am
Schlüsse der Verfassung des Manuscriptes angelangt — das Vermessene
meines Unternehmens und doch drängt es mich, in der Hoffnung an
deren zu nützen und durch meine Arbeit andere Denker zum Weiter
bau anzuregen, mein Werk — wenn auch nicht ohne Bangen — dem
gerechten Richterstuhl der Öffentlichkeit mit der Bitte zu
übergeben, auch diese geistige Arbeit, so wie meine bisherigen Schöpfun
gen, einer wohlwollenden Durchsicht und Aufnahme zu würdigen.
Indem ich somit den ersten Theil (I. Band) meiner „dar
stellenden und projectiven Geometrie” den hochgeehrten Fach
genossen und Freunden dieser Wissenschaft übergebe, sei
es mir an dieser Stelle noch gestattet, in aller Kürze die Gründe aus
einanderzusetzen, welche mich zur Herausgabe dieses obwohl umfang
reichen, so doch sehr gekürzten Werkes veranlassten, und das Ziel zu
kennzeichnen, welches mir bezüglich Form und Inhalt bei der Con-
ception desselben unaufhörlich vorschwebte.
Die darstellende Geometrie ist aus dem Rahmen der
bloßen nZeichenkunst« längst herausgetreten; sie hat die Fesseln,
welche ihr rein technisch-praktische Bedürfnisse anlegten, längst ab
gestreift, sie hat eine selbstständige, wissenschaftliche und