Andererseits tritt, dem Zwecke des ganzen Werkes entsprechend,
durch die wiederholte Gegenüberstellung der projectivischen und
metrischen Beziehungen der charakteristische Gegensatz derselben immer
schärfer hervor. Der Leser gewöhnt sich successive daran, die projec-
tivische Darstellung eines Baumgebildes flieht bloß als solches allein,
sondern als ein «geometrisch verwandtes Gebilde« zu be
trachten.
Diese geometrische Verwandtschaft zwischen Original und Bild
ist im vorliegenden Werke an zahlreichen Stellen Gegenstand er
schöpfender Betrachtungen und bildet — was man übrigens schön
lange als zweckmäßig und natürlich gefunden hat — die Einleitung
in die Geometrie der Lage oder die projectivische Geometrie.
Das Capitel, welches der letzteren gewidmet ist, schließt sich,
mit der perspectivischen Collineation beginnend, der Centralprojection
unmittelbar an, und gelangen darin die wichtigsten und interessan
testen Lehren über projectivische Grundgebilde und über Kegelschnitte
in steter Verbindung mit Constructionsaufgaben, zur Besprechung.
Gleichzeitig erlaube ich mir zu bemerken, dass ich es aus didak
tischen Bücksichten vorgezogen habe, die Kegelschnitte, in der
Weise wie Ponce let, als Kreisbilder und nicht unmittelbar als Er
zeugnisse projectivischer Grundgebilde erster Stufe zu betrachten.
Der letztangeführte abstractere Weg erschien mir für den Stu
dierenden der darstellenden Geometrie weniger geeignet, als der von
mir eingeschlagene, da der erstere sich ohneweiters an das bereits Be
kannte anschließt, und nicht in all zu unvermittelter Art ein neues
Gebiet eröffnet.
Ebenso habe ich aus Gründen der leichteren Fasslichkeit von der
v. Staudt’schen Begründung der projectivischen Fundamentallehren
— die ich allerdings für die strengere und wissenschaftlichere halte —
Umgang genommen und habe als Ersatz dafür die Entwickelung der
Elemente mit Zugrundelegung der «DoppelVerhältnisse« nach
Steiner’s Methode vollzogen.
Nachdem jedoch die bloß an und für sich hingestellten Lehren
der projectivischen Geometrie nicht genügen, der Erfolg vielmehr erst
dann ein vollständiger ist, sobald dieselben in organische Verbindung
mit den übrigen Lehren der darstellenden Geometrie treten, so hielt
ich es für zweckmäßig, jede sich mir darbietende Gelegenheit zu einer
derartigen Verbindung zu benützen, und dürften sich in dem vor