§. 60.
Aufgaben über die Bildfläclineigung von Geraden und Ebenen.
15. Aufgabe. In einer Ebene ist durch einen Punkt eine Gerade
zu ziehen, welche mit der Bildebene einen gegebenen Winkel ein
schließt.
Sei E b E v [(Taf. 1Y, Fig. 39) die gegebene Ebene, a die Central-
projection des in derselben gegebenen Punktes und a die wahre Größe
des gegebenen Winkels.
Der Fluchtpunkt v der zu suchenden Geraden muss, der gestellten
Aufgabe entsprechend, einerseits in der Fluchttrace E v der gegebenen
Ebene E und andererseits in dem dem Winkel a entsprechenden
Fluchtkreise V k liegen. Der Radius p des letzteren ergibt sich (nach
Satz 26) als die Kathete Ar des rechtwinkligen Dreieckes C 0 Ar.
In letzterem kann Ar selbstverständlich nach jeder beliebigen Rich
tung gezogen, hierauf C 0 A = d senkrecht errichtet und sodann C 0 r
unter dem Winkel (90 — a) gegen C 0 A oder unter dem Winkel a
gegen Ar geführt werden.
Beschreibt man nun aus dem Mittelpunkte A mit dem Radius
Ar — q einen Kreis V k , so stellt dieser den dem Winkel a entspre
chenden Neigungskreis dar, während dessen Durchschnittspunkte v
und v x mit der Fluchttrace E v die gesuchten Fluchtpunkte liefern.
Die der Aufgabe entsprechenden Geraden sind sodann av und av v
deren Durchstoßpunkte d und d x sich als die Schnittpunkte dieser
Geraden mit der Bildflächtrace E b ergeben.
Es ist leicht einzusehen, dass reelle Lösungen der Aufgabe
nur dann bestehen, wenn der Neigungskreis V k von der Fluchttrace
E v geschnitten wird, d. h. sobald der Radius q des Neigungskreises
V k größer als der Abstand e der Fluchttrace E v vom Hauptpunkte
A ist. Diese Anforderung ist offenbar gleichbedeutend mit der Bedin
gung, dass der gegebene Neigungswinkel a kleiner sein müsse
als die Bildflächneigung der gegebenen Ebene. Letzteres hätte
man übrigens auch von vornherein behaupten können, da bereits nach
gewiesen wurde, dass der Neigungswinkel N b einer Ebene E gegen die
Bildebene der grösste Winkel ist, den eine in dieser Ebene liegende
Gerade mit der Bildebene einschließen kann.
Ist der gegebene Neigungswinkel a dem Neigungswinkel N b der
gegebenen Ebene E gleich, so ist der diesem Winkel entsprechende
Neigungskreis V k auch gleichzeitig der Fluchtkreis der gegebenen Ebene
E b E v ‘ derselbe wird also von der Fluchttrace E v berührt. Enter dieser
Annahme fallen naturgemäß die zwei Schnittpunkte v und v x in dem