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IV. Capitel.
Theorie der Normalenflächen. 1 )
§• 88.
Eine Normalenfläche ist der geometrische Ort der
Normalen einer gegebenen Fläche F in den einzelnen
Punkten einer auf dieser Fläche F v o r g e z e i c h n e t e n
Curve C.
Die gegebene Fläche F bezeichnen wir in dieser Eigenschaft
als die „Directrix- oder Leitfläche“ der Normalenftäche, während
wir die auf F verzeichnete Curve C die „Directrix- oder Leit-
curve“ der Normalenfläche nennen.
Da jede Normälenfläche nach obiger Definition durch gerade
Linien erzeugt wird, so kann dieselbe nur eine „windschiefe“ oder
in besonderen Fällen (im allgemeinen längs der sogenannten Krüm
mungslinien) eine „aufwickelbare“, also kurz eine Regel
fläche sein.
Dass eine Normalen fläche im allgemeinen eine wind
schiefe Fläche sein werde, lässt sich wie folgt nachweisen.
Es wird sich hier offenbar nur darum handeln, zu zeigen, dass
sich die Normalen einer Fläche in zwei beliebigen unmittelbar auf
einander folgenden, also unendlich nahen Punkten der Fläche nicht
schneiden.
Nehmen wir zu diesem Behufe an, es sei F (Taf. I, Fig. 8)
eine beliebige Fläche, T e die Tangentialebene in irgend einem Punkte o
derselben und oZ die diesem Punkte o entsprechende Normale; ferner
sei m ein dem Punkte o unendlich nahe liegender Punkt der Fläche.
Um die Normale in m zu ermitteln, denken wir uns durch m
eine zur Tangentialebene T e parallele Ebene gelegt, welche die gege
bene Fläche F in der (unendlich kleinen) durch m gehenden Curve C
schneidet. Die Projection der letzteren auf T e wird durch die mit C
eougruente Curve C x repräsentiert.
Die Tangente der Curve C im Punkte m ist eine zu T e parallele
Gerade t\ ihre Projection ist mithin die Tangente V imPunkte m' der
Curve C x , welche selbstverständlich zu t parallel sein wird.
l ) Pesclika, Sitzungsberichte d. kais. Akademie der Wissenschaften in
Wien. Math.-naturw. Cl. LXXXI. Band, II. Akth. Jahrg, 1880.