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welchem der Schatten einer vorstehenden Geraden auf eine zweite ge
worfen wird und andererseits jenen Punkt der einen Geraden zu finden,
welcher seinen Schatten in die zweite, unterstehende Gerade wirft.
Vergegenwärtigen wir uns das Gesagte in einer sogenannten
„allgemeinen Projection“, so stellen (ab,a‘b‘), (cd,c‘d') (Taf.XX,
Fig. 122) die beiden Geraden, (A, A') die Richtung des einfallenden
Lichtstrahles, 2J S den Schnitt der Schlagschatten der vorbezeichneten
Geraden auf der nämlichen Ebene G e , l den zurückgeführten Lichtstrahl,
2J den gesuchten Schlagschatten auf (cd, c'd') und 2 0 den schatten
werfenden Punkt der Geraden (ab, a'b 4 ) dar.
Von dem Principe des „Zurückführens der Lichtstrahlen“
werden wir auch in der Folge bei Schlagschatten-Constructionen häufig
Veranlassung finden, Gebrauch zu machen.
Hierbei gilt folgende, allgemein giltige Regel, welche sich
übrigens aus den vorstehenden Betrachtungen von selbst ergibt.
Fallen die Schlagschatten zweier Punkte A und B des
Raumes auf eine Fläche F in einen und denselben Punkt, so
ist, wenn B auf A im Sinne des Lichtstrahles folgt, der Schatten von
A auf F bloß ideell und wird sein eigentlicher Schlagschatten vom
Punkte B aufgefangen.
§. 351.
66. Aufgabe. Es ist der Schlagschatten einer ebenen Figur
a) auf die Bild- und Grundebene, b) auf eine beliebige Ebene zu be
stimmen.
Nachdem das Constructionsverfahren von der Gestalt der ebenen
Figur unabhängig ist, wollen wir, der Einfachheit wegen, ein Dreieck
wählen. Dasselbe sei durch seine Bild- und Grundflächprojection
(ABC, A 4 B 4 C 4 ) (Taf. XX, Fig. 123), die Richtung des Lichtstrahles
sei durch (A, A') gegeben. Die punktförmige Lichtquelle wurde in un
endlicher Ferne, beziehungsweise (bei centraler Projection) in der
vorderen Spurebene angenommen.
Der Schattenraum des Dreieckes ist diesfalls durch denjenigen
Theil einer Pyramide (Prisma) repräsentiert, welcher durch das Dreieck
als Leitlinie und der punktförmigen Lichtquelle als Spitze gebildet
wird und sich hinter die als undurchsichtig vorausgesetzte Drei
ecksfläche erstreckt. Der Schnitt dieser Lichtpyramide (Lichtprisma)
mit der Bild- und Grundebene und beziehungsweise mit der gegebenen
Ebene, wird den diesfallsigen Schlagschatten darstellen.
Im vorliegenden Beispiele wurden zunächst die Schatten A 4 S B 4 S C 4 S
resp. die Schlagschatten der geradlinigen Begrenzungsseiten der vor-