Erstes Kapitel.
Allgemeine Erklärungen, Annahmen und Benennungen.
Aie Linearperspective lehrt das mathematische Constructions- 8. t.
verfahren bei der graphischen Darstellung der scheinbaren Umrisse
der Objecte — d. h. der Grenzen, bis zu welchen die einen Objecte
die anderen dem Auge verdecken — auf einer beliebigen Fläche, der
Bildfläche; desgleichen der Grenzen, welche erhebliche Erleuchtungs-
Verschiedenheiten an den Oberflächen der Körper bezeichnen, nament
lich der Schattengrenzen, und außerdem der Gestaltung der Spiegel
bilder der Objecte.
Als eine Methode des Projicirens, wobei, die projicirenden
Linien strahlenartig nach einem Punkte, dem Auge, gerichtet sind,
ist die Linearperspective der orthographischen Projicirungsmethode
nahe verwandt, insofern bei dieser jener eine Punkt nur als in
unendlicher Entfernung liegend aufgefaßt wird, was Parallelität der
projicirenden Linien bedingt. Auch stützen sich die Constructionen
der Linearperspective großentheils auf das Verfahren bei dem ortho
graphischen Projiciren; überall lehnen sie sich an die durch letzteres
erzielten Definitionen.
Da man bei einer einzelnen bildlichen Darstellung eines 8. 2.
Objectes vorweg schon auf die Erreichung der Vollkommenheit des
Eindruckes verzichten muß, welche auf der Verschiedenheit des Netz-
Hautbilder-Paares, dem natürlichen Objecte gegenüber, beruht,
und welche überhaupt nur, durch Doppelbilder, wie die stereoskopischen