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Anwendung nützlichen Elemente herauszuerkennen und daraus die
Antworten ans seine Bedenken zu lesen; ihm muß ein Rathgeber,
welcher die in verschiedenen einzelnen Fällen auftretenden Schwie
rigkeiten vorhersieht und ihm bei deren Lösung die Anwendung
jener Grundzüge zeigt, so lange willkommener als der erste Aus
steller derselben sein, bis er selbst zu den Kundigen zählt.
In dieser Ansicht glaubte der Verfasser des vorliegenden
Werkes die äußere Rechtfertigung seiner literarischen Bemühungen
in dieser Richtung überhaupt zu finden. Die einzelnen Werke der
seit dem vorigen Jahrhundert angewachsenen, die Perspective be
treffenden Literatur schienen ihm vollends eher Momente der Er-
muthigung zu seinem Unternehmen, als Anlaß zu Bedenken da
gegen darzubieten.
Was in diesen Werken bisher auch Verdienstliches geleistet
worden, so schienen dem Verfasser bei dem einen methodische Ein
seitigkeit oder Eingeschränktheit in dem angerathenen Verfahren,
bei dem andern entweder gelehrte Wortknappheit an der unrechten
Stelle, oder das bis zur Unrichtigkeit und Unverständlichkeit sich
verirrende Bemühen, in der Unwissenschaftlichkeit des Ausdruckes
und der Erörterung die Allgemeinverständlichkeit zu finden, bei
noch anderen ein nicht lohnender Aufwand an blendenden und
dabei unerklärt dargebotenen Constructionsproben, bei den meisten
entweder der Mangel einer hinlänglich eingehenden Berücksichtigung
der von der Linearperspective untrennbaren Lnftperspective, oder
eine Behandlung derselben nach veralteten Anschauungen — kurz,
eine Fülle von besonders dem Schüler sehr fühlbaren Mängeln
Veranlassung genug zu bieten, um seine eigenen, in vieljähriger
Erfahrung Lernenden gegenüber gemachten Erfahrungen in der
Bearbeitung des vorliegenden Stoffes zu versuchen. Er steht je
doch nicht an, hierbei dankbar hervorzuheben, wie förderlich seinen
Bestrebungen der anregende Einfluß gewesen, welchen vordem der
geistige Verkehr mit dem Lehrer an der hiesigen königlichen Akademie