Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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bei den in der Nähe des Mittelpunktes 2 gelegenen, etwa durch den 
Kreis f 2 f 3 umschlossenen Stellen der Fall ist, so ist hier sowohl, 
wie ans der Tafel I in der Nähe von x, der Halbschatten von stär 
kerer Dunkelheit, als an seinem, übrigens unbestimmt verlaufenden, 
Rande. 
8- 391. Daß die Halbschatten in den Figuren 112 und 113 so große 
Ausdehnungen haben, hat seinen Grund nicht allein in dem Um 
stande, daß dort die Lichtquelle nicht ein einzelner Punkt, vielmehr 
eine Gruppe leuchtender Punkte ist, sondern auch in der großen 
'Nähe des beleuchteten Körpers zum leuchtenden, da hierbei die äuße 
ren Strahlen der Lichtbüschel, die, von den einzelnen Lichtpunkten 
ausgehend, überhaupt dem beleuchteten Körper zugehen, so stark 
divergirende sind. Denkt man sich den Körper K in Fig. 113 all 
mählich in größere Entfernung von L rückend, so werden zugleich 
die äußeren Strahlen Aa und Aß des Lichtbüschels u Aß, und so 
auch die der anderen Büschel, immer mehr an Divergenz verlieren; 
und denkt man X in so ungeheure Entfernung von L gerückt, wie 
die der Erde von dem Monde oder von der Sonne ist, so ist endlich 
die Verschiedenheit der Richtung jener Strahlen in der Nähe von X 
so gering geworden, daß sie, als in Parallelität übergegangen, un 
beachtet gelassen werden darf. So ist es für die bildliche Darstel 
lung zu rechtfertigen, daß man hierbei das Sonnen- und Mond- 
licht als von einem Punkte, dem Mittelpunkte der Sonne oder 
des Mondes ausgehend, in parallelen Strahlen kommend 
und darum Halbschatten ausschließend, ansieht. 
Das einzige Merkmal einer Verschiedenheit der Strahlenrichtung 
jener Himmelskörper an irdischen Objecten ist die Unbestimmtheit der 
Grenzen von Schlagschatten, wenn diese in einiger Entfernung vom 
Schatten werfenden Körper aufgefangen werden — ein in bildlichen 
Darstellungen leicht zu beachtender Umstand. 
Die bei theilweise bewölktem Himmel oft vorkommende Erschei 
nung von Sonnenstrahlen, welche, durch Wolkenlücken gehend, stark 
divergiren, ist kein Beweis für die wirkliche Divergenz der Sonnen 
strahlen; vielmehr ist diese Erscheinung nur subjectiv und dahin zu 
erklären, daß die auch hier als in der That parallel aufzufassenden
	        
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