Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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Uebrigens ist die Figur geeignet, das flatternde, sich unter Um 
ständen vom Horizonte bis fast zu den Füßen des Beschauers hin 
ziehende Spiegelbild der Sonne oder des Mondes zu erklären, 
welches man auf ausgedehnten Wasserflächen wahrnehmen kann, 
wenn dieselben vorn Winde bewegt sind. Es ist dann von jeder 
Welle ein kleiner Flächentheil so gerichtet, daß er ein, meist unvoll 
kommenes, Spiegelbild der Lichtquelle in das Auge reflectirt. 
Ebenso ist der Glanz des Erdbodens in Landschaften nach dem 
Regen, der Glanz bethauter Wiescnflächen und Blättergrnppen zu 
erklären als der Gesammteindruck der auf dem Oberflächen der ein 
zelnen Wasserpfützen, Thautropfen u. s. w. sich gestaltenden unregel 
mäßigen Spiegelbilder des leuchtenden Himmels auf das Auge. 
8. 28. Sind die Erhabenheiten einer unvollkommen polirten Oberfläche 
nur gering, wie z. B. an polirtem Holze oder geglättetem Papier, so 
zeigt die Fläche annähernd die Eigenschaft eines Spiegels, und bringt 
ein um so weniger unvollkommenes subjectives Spiegelbild des 
leuchtenden Körpers hervor, je schiefer die Strahlen auf sie einfallen 
und demgemäß reflectirt werden; denn es werden in diesem Falle 
nur die Gipfel der Erhabenheiten vom Lichte getroffen und letzteres 
wird demnach gleichartiger reflectirt. 
8. 29. Außer dem mit jeder Berührung mit einem Körper zusammen 
hängenden Verluste an Lebhaftigkeit seiner Schwingungen überhaupt 
erleidet das Licht bei unregelmäßiger Reflexion auch noch einen 
scheinbaren Mengeverlust insofern, als durch die Erhabenheiten 
einer nicht polirten Fläche ein großer Theil der Strahlen längs der 
Fläche oder seitwärts zu anderen Erhabenheiten hin reflectirt wird, 
wie dies in Fig. 10 der Strahl Lrv zeigt. 
§. 30. Das Schirmbild einer nicht polirten Fläche ist, weil diese das 
Licht in allen Richtungen durch einander reflectirt, sehr ausgedehnt 
und nicht begrenzt. Alle nicht hinter der Fläche und nicht mit ihr 
in einer Ebene befindlichen Gegenstände zeigen Spuren von dem von 
ihr reslectirten Lichte (Reflexlicht, Reflexe), am deutlichsten je 
doch die Gegenstände an dem Orte, nach welchem die regelmäßige 
Reflexion gerichtet ist. 
8. 31. Dem Umstande, daß das Licht von allen Körpern mehr oder weniger
	        
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