Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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zähligen farbigen Strahlentheilen, welche selbst in dem allerfeinsten 
Sonnenstrahle sämmtlich vorhanden sind. Es lassen sich diese far 
bigen Strahlentheile dadurch leicht zur Anschauung bringen, daß man 
einen durch eine feine kreisrunde Oeffnung in ein übrigens verfinster 
tes Zimmer dringenden Sonnenstrahl durch ein gläsernes dreiseitiges 
Prisma gehen läßt und in einiger Entfernung aus einem weißen 
Schirme auffängt. 
Ist z. B. P in Fig. 18 das Prisma, durch welches ein bei der 
Oeffnung L eindringender Lichtstrahl geht, so ist, da hier die brechende 
Kante des Prismas nach unten ge 
richtet ist, die Lichterscheinnng aus 
dem Schirme 8 M nach oben gerückt. 
Diese Lichterscheinung, das sogenannte 
Spectrum, ist aber nicht rund, wie 
sie, wenn das Prisma nicht wäre, bei 
1 sein würde, sondern, bei einer der 
Oeffnung bei L gleichen Breite, in 
die Länge gezogen, und zwar oben und 
unten von Bogen, an den Seiten von 
geraden Linien begrenzt, wie dies in der Fig. 18 die Nebenfigur r 1 v 1 
zeigt. Außerdem ist sie nicht weiß, sondern aus den sogenannten 
prismatischen Farben zusammengesetzt, welche, in einander über 
gehend, sich in folgender Ordnung von r nach v hin folgen: roth, 
orange, gelb, grün, hellblau, dunkelblau, violett. 
Aus der Größe des Spectrums, verglichen mit dem Durch 
messer der Oeffnung bei L ist ersichtlich, daß die Theile des Licht 
strahles in divergirende Richtungen ausgebreitet sind, daß der Licht 
strahl zerlegt, dispergirt (Dispersion: Farbenzerstreuung) 
ist. Die verschiedene Anordnung der Farben im Spectrum beweist, 
daß die Theile des Strahles von ungleicher Brechbarkeit sind und 
zwar, daß die rothen Theile weniger brechbar, die gelben mehr, 
noch mehr die blauen, am stärksten brechbar die violetten Strahlen- 
theile sind: eine Erscheinung, die mit der für die verschiedenen Far 
ben bestehenden Verschiedenheit der Wellenlängen und Schwin 
gungsgeschwindigkeiten im Zusammenhange steht. Es haben 
Fig. 18.
	        
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