Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

nimmt und die anderen schlechthin als Mischfarben ansieht, so wird 
nach dem Vorigen jede Hauptfarbe durch die Zumischung der beiden 
anderen zu weiß ergänzt, also roth durch die Zumischung von gelb 
und blau, d. i. grün; gelb durch die Zumischung von blau und roth, 
d. i. violett; blau durch die Zumischung von roth nnd gelb, d. i. 
orange. Man nennt deshalb grün, violett und orange die com 
plementaren Farben von roth, gelb und blau, und diese umge 
kehrt die complementaren Farben von jenen. 
Untersucht man die Zusammensetzung des farbigen Spectrums 
genauer, so ergiebt sich, daß dasselbe aus einer unzählbaren Menge 
kreisförmiger, der Größe der Lichtöffnung entsprechender, verschieden 
farbiger Sonnenbildchen (Spectra) zusammengesetzt ist, die eine der 
verschiedenen Brechbarkeit der Farbenstrahlen entsprechende Anordnung 
im Spectrum haben, in einander eingreifen und sich vermischen. 
Betrachtet man nämlich das längliche Gesammtspectrum durch ein 
einfarbiges, z. B. rothes Glas, welches (s. §.61) nur die vom 
Spectrum reflectirten rothen Strahlen durchläßt, so sieht man nur 
ein kreisrundes rothes Spectrum. 
Stellt man den das Spectrum auffangenden Schirm sehr nahe 
an das brechende Prisma, so erscheint die Mitte des so früh auf 
gefangenen Spectrums weiß und, wenn die brechende Kante des 
Prismas nach unten gerichtet ist, oben von einem violetten, 
unten von einem rothen Rande begrenzt. Es liegen in diesem 
Falle die den einzelnen Farbenstrahlen entsprechenden kleineren Spectra 
so nahe bei einander, daß sie sich größtentheils decken und zu weiß 
vermischen, während nur die am oberen und unteren Rande verein 
zelt bleibenden sich unvermischt zeigen. 
Hieraus läßt sich das Auftreten farbigem Ränder an den 
Grenzen heller Körper erklären, welche man wahrnimmt, wenn man 
letztere durch ein Prisma betrachtet. Die farbigen Säume an dunk 
len Körpern, oben roth und unten violett, wenn die brechende 
Kante des Prismas nach unten gerichtet ist, rühren nicht von diesen 
Körpern selbst, sondern von ihrer helleren Umgebung her. 
Wegen der verschiedenen Brechbarkeit der das Licht bildenden 
Farbenstrahlen hat auch jede einfache Glaslinse für die verschiedenen
	        
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