Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

Ihretwegen, auch mit künstlichem irdischen Lichte angestellte 
Beobachtungen haben ergeben, daß jeder metallische Stoff, wenn er 
innerhalb einer Flamme glüht, in dem Spectrum derselben einen 
oder mehrere gewisse farbige Streifen verursacht; daß letztere aber 
dunkel, gewissermaßen verlöscht werden, wenn man durch die Flamme 
die Strahlen einer andern intensiveren Flamme leitet. Jene dunklen 
Streifen im Sonnenspectrum versucht man nun durch die Annahme 
zu erklären, daß sich in der Sonnenatmosphäre Stoffe der erwähnten 
Art in glühendem, dunstförmigem Zustande befinden, und daß die 
Farben der Streifen, welche dieselben an sich im Sonnenspectrum 
verursachen würden, durch den Durchgang des intensiveren Lichtes 
des Sonnenkörpers durch seine Atmosphäre verlöscht, zu dunklen 
Streifen umgewandelt werden. 
Die Fraunhofer'schen Linien sind auch subjectiv durch ein achroma 
tisches Fernrohr wahrzunehmen, wenn man dasselbe dicht hinter das 
Prisma hält und so weit ausgezogen hat, daß, wenn man das 
Prisma beseitigte, man den Spalt deutlich sehen kann. 
Eine die prismatischen Farben in großer Pracht zeigende Natur 
erscheinung ist der Regenbogen. Derselbe wird im niederfallenden 
Regen sichtbar, wenn der Beobachter sich zwischen der Sonne und 
der in Regen niederfallenden Wolke befindet und die Sonne weniger 
als 42° über dem Horizonte steht. Er ist ein kreisförmiger Bogen 
von 2 1 / 4 ° Breite, dessen Mittelpunkt in einer von der Sonne durch 
das Auge des Beobachters gezogenen geraden Linie liegt. Er ist 
demnach im Horizonte gelegen, wenn auch die Sonne im Horizonte 
steht, unter dem Horizonte, wenn die Sonne über demselben steht. 
Der Regenbogen zeigt die prismatischen Farben in der in §. 48 an 
gegebenen Reihenfolge, jedoch so, daß roth nach außen, violett nach 
innen gelegen ist. Erscheint noch ein zweiter sogenannter Neben - 
bogen, so liegt dieser außerhalb des Hauptbogens und zeigt die 
prismatischen Farben schwächer als dieser und in umgekehrter Ordnung. 
Der Ort, an welchem diese Naturerscheinung sich dem Beschauer 
zeigt, weist darauf hin, daß sie durch Reflexion entsteht; ihre Farbe 
aber, daß sie zugleich durch Dispersion des Sonnenlichtes entsteht. 
Diese findet durch Brechung an den Oberflächen der einzelnen
	        
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