Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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§. 63. 
64. 
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findende Absorption gewisser Farbenstrahlen gefärbt, was selbst 
bei der regelmäßigen Reflexion durch gut spiegelnde Körper wahr 
nehmbar ist. 
Mehr noch wird die Absorption merklich bei der Reflexion 
farbigen Lichtes. Die auf der Oberfläche selbst der klarsten Gewässer 
sich gestaltenden Spiegelbilder ziemlich hell- und reinfarbiger Objecte 
und des Himmels lassen deutlich eine Verdunkelung und Trübung 
der diesen eigenen Farben erkennen. Die dunklen Farben der Objecte 
und die Schatten derselben erscheinen bei der Spiegelung nicht so 
wohl dunkler, als stumpfer. Trübe Gewässer mischen, wie farbige 
Spiegel überhaupt, den Farben der Spiegelbilder die ihrige bei. 
Hat ein Körper die Eigenschaft, die das farblose Licht bilden 
den Farbenstrahlen alle in ziemlich gleichem Verhältnisse zu reflec- 
tiren und zwar so, daß dabei zugleich die unerträgliche Ueberreiznng, 
die Blendung, des Auges aufgehoben ist, so nennt man ihn weiß, 
und das von ihm reflectirte Licht ist mittels des Prismas in die 
sieben prismatischen Farben zerlegbar; absorbirt ein Körper aber 
einen so großen Theil der Farbenstrahlen, daß der reflectirte Rest 
kaum einen Eindruck im Auge hervorbringt, so nennt man ihn 
schwarz, mit welcher Bezeichnung man den Begriff der Abwesen 
heit des Lichtes überhaupt verbindet. Unter grau versteht man die 
Vermittelung zwischen weiß und schwarz, gewissermaßen nur eine 
Trübung. 
Weder grau, noch weiß oder schwarz haben Anspruch auf den 
Namen einer Farbe, denn grau ist stets eine trübe Nüance irgend 
einer der prismatischen Farben, und weiß und schwarz sind Extreme 
der Helligkeit und Dunkelheit aller Farben zugleich. 
Reflectirt ein Körper vorzugsweise Lichtwellen von einer ge 
wissen Geschwindigkeit, z. B. der der rothen Farbenstrahlen, so ruft 
deren Eintreten in das Auge die Vorstellung der entsprechenden 
Farbe, hier also des Rothen herver, und man legt dem Körper die 
wahrgenommene Farbe als eine Eigenschaft bei. Die blaue Farbe 
der Luft (des Himmels) läßt annehmen, daß die Lufttheilchen 
von den das weiße Licht zusammensetzenden Farbenstrahlen vorzugs 
weise die blauen zu reflectiren vermögen. Es geschieht dies um so
	        
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