Ein Eingehen auf die im polarisirt^n Lichte auftretenden, an
sich äußerst interessanten Farbenerscheinungen würde, da sie für
die künstlerische Wahrnehmung nie in Betracht kommen, zu weit von
der Aufgabe dieser Blätter abführen, und muß deshalb dem Interesse
des Einzelnen überlassen bleiben.
Zweites Kapitel.
Das menschliche Auge.
a) Die Camera odscura.
Um das Verständniß der Einrichtung des menschlichen Auges
zu erleichtern, ist es zweckmäßig, zuvor einen Apparat zu betrachten,
welcher die Erscheinungen, mit welchen die Thätigkeit des Auges,
insbesondere des Augapfels, in Zusammenhang steht, in größerer
Einfachheit vorführt. Dieser Apparat ist die sogenannte Camera
obscura.
Im Allgemeinen kann man jeden hohlen Körper, in dessen In
neres durch eine besondere Oeffnung Licht dringen kann, als eine
Camera obscura in rohester Verfassung ansehen. '
Läßt man das Licht eines leuchtenden Punktes, z. B. einer
sehr kleinen Flamme, durch eine kleine Oeffnung in das Innere
eines etwa würfelförmigen Kastens dringen, so wird von allen von
dem Punkte ausgehenden Lichtstrahlen nur ein kleines Bündel von
einem der Begrenzungsfigur der Oeffnung entsprechenden Querdurch
schnitte eingelassen. Ist die Oeffnung rund, so ist das Strahlen
bündel kegelförmig, ist die Oeffnung eckig, so ist das Bündel pyrami
denförmig; in jedem Falle erleuchtet dasselbe auf der der Oeffnung
gegenüberstehenden Wand eine der Oeffnung ähnlich begrenzte Stelle.
So erleuchtet die in ein Zimmer scheinende Sonne ans dem Fuß
boden oder auf einer der Wände eine der Figur des Fensters ent
sprechend begrenzte Stelle.
Läßt man das Licht eines leuchtenden Körpers von ge
wissen Dimensionen durch die Oeffnung dringen, so erleuchtet