Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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liegenden Gesichtslinien die Netzhaut treffen, zusammenstellt. Außer 
dem gründet sich hierbei wohl die Wahrnehmung mit aus die ver 
mittelst des Tastsinnes früh gemachte Erfahrung. 
c) Bedingungen des deutlichen Sehens. 
Schon in den §§. 93 und 94 ist einer der Hauptbedingungen §. 103. 
des deutlichen Sehens gedacht worden, daß nämlich das Bild 
eines Objectes genau auf die Netzhaut fallen müsse. 
Eine fernere wesentliche Bedingung ist, daß das Netzhaut- §. 104. 
bild nicht zu klein sei, was die Folge entweder von einer sehr 
großen Entfernung des Objectes vom Auge, oder von der Kleinheit 
des Objectes selbst ist. 
Befindet sich ein Object in sehr großer Entfernung, so 
ist das ihm entsprechende Netzhautbild so klein, daß es von den 
Bildern der Umgebung des Objectes nicht deutlich unterschieden wer 
den kann. Außerdem ist das von einem solchen Objecte in das Auge 
gelangende Lichtbüschel nur sehr schmal und von geringer Intensität. 
Die äußerste Grenze der Sichtbarkeit entfernter Objecte bei mittlerer 
Helligkeit derselben bildet für ein normales Auge der Gesichtswinkel 
von 30 Secunden. Ist aber ein sehr entferntes Object sehr hell, 
so kann es bei noch viel kleinerem Gesichtswinkel einen merklichen 
Reiz auf der Netzhaut hervorbringen und sichtbar werden, wie dies 
z. B. mit den Fixsternen der Fall ist, deren Durchmesser, oder was 
hier dasselbe bedeutet, deren Gesichtswinkel kleiner als 1 Secunde ist. 
Um sehr entfernte Objecte mit einiger Deutlichkeit sehen zu 
können, bedient man sich des Fernrohres. Seine Einrichtung be 
ruht im Wesentlichen darauf, daß durch entsprechende Anordnung 
gewöhnlich zweier biconvexen Linsen von sehr entfernten Objecten 
größere Lichtbüschel, als sonst durch die Größe der Pupille bedingt 
sind, dem Auge zugeführt werden, und daß deren Strahlen dabei 
unter mögüchst großen Gesichtswinkeln in das Auge treten. Hier 
durch wird das Netzhautbild, und scheinbar deshalb das Object, Heller, 
größer und in seinen Theilen unterscheidbar. 
Ist ein Object an sich so klein, daß es selbst in der richtigen 
Sehweite ein zu kleines Netzhauibild hervorbringt, um iiod) deutlich
	        
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