Kapitel XIII. Artikel 114.
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XIII. Aufträgen der Lichtstufen mit Strichlagen oder
mit dem Pinsel.
14. Getrennte Streifen gleicher Lichtstärke.
Die Verwertung der mit den beschriebenen Kon
struktionen abgeleiteten Lichtstufenlinien in den Darstel
lungen der technischen Gebilde besteht im Aufträgen jeder
Lichtstufe durch einen Malton bestimmter Stärke oder
eine Strichlage mit bestimmter Breite und Entfernung der
Striche. Man kann nun nicht wohl jedem Punkt der
Fläche diejenige Lichtstärke geben, die er streng ge
nommen haben müsste; es würde dazu ein fortwährendes
Vertreiben und Verwaschen der Farbtöne und viel Nach
bessern gehören, wodurch bei grossem Arbeitsaufwand
und grosser Gefahr des Misslingens doch nur ein ge
künsteltes, unkräftiges Bild entstehen würde. Auch wäre
eine Schattierung mit überall gleich breit bleibenden par
allelen Strichen unmöglich, wenn die stetige Veränderung
der Flächenbeleuchtung o-enau wiedergegeben werden
müsste; nur die künstlerische Darstellung mit gekrümmten
an- und abschwellenden Strichen vermag dies zu erreichen.
Man beschränkt sich daher auf eine Annäherung an den
streng richtigen Zustand mit gleichmässig aufgetragenen,
scharf getrennt bleibenden Streifen in deutlich verschie
denen Lichtstufen und benützt die ganzzahligen Linien
gleicher Helle, wie sie die vorgeführten Konstruktionen
ergeben, als Grenzlinien zwischen diesen Streifen. Jeden
Streifen benennt man durch eine Zahl, die in der Mitte
liegt zwischen den zwei Zahlen seiner Grenzlinien, so
wird z. B. der Streifen zwischen den Linien -f 2 und 4- 3
mit + 2,5 bezeichnet. Die Kappenfläche um den Punkt
4 o herum heisst + o; sie bleibt im allgemeinen als weisses
Papier, kann aber auch, um eine Körperfarbe zu be
zeichnen, einen leichten Ton aufnehmen, der die Grund
lage aller Schattierungstöne zu bilden hat.
Fs erhebt sich nun die Frage, welcher der bei streng
richtiger Schattierung auf ihm erscheinenden Lichtstufen
jeder Streifen entsprechen soll. Fs liegt nahe, immer den
mittleren Parallelkreis eines Streifens als für diesen
massgebend zu betrachten, wonach z. B. der ganze Streifen
4- 3,5 ebenso dunkel anzulegen wäre wie der Parallelkreis
+ 3,5 bei streng richtiger Schattierung. Diese Wahl hätte
aber den Nachteil, dass unmittelbar auf den Lichtstreifen
mit 4- 3,5 Lichtstärke der Reflextonstreifen 3,5 mit
— 3,5 Lichtstärke folgen, also die Lichtstärke 4 4 k ganz
verschwinden und die Schattierung ihres kräftigsten Körper
schattentons verlustig gehen würde. Daher ist es besser,
jeden Streifen in derjenigen Lichtstufe zu halten, die sein
erster, dem hellsten Punkt 4-oh zunächstliegender Par
allelkreis bei streng richtiger Schattierung erhalten würde.
Hiedurch werden die stetigen Abnahmen der Lichtstärke
vom hellsten Punkt an durch stufenfömige, durchschnittlich
fernerliegende ersetzt, also die helleren Lichtstufen im
Durchschnitt auf etwas grössere Fläche gebracht, womit
zugleich der in Art. 85 erwähnten Frfahrungsthatsache,
dass die Lichtstärke bei den Schattierungen in der Wirk
lichkeit bis zu den Kreisen 4 2 und -1- 3 weniger rasch
abzunehmen scheint als nach dem zuvor abgeleiteten Ge
setz der Lichtstufen zu schliessen wäre, in erwünschter
Weise Rechnung getragen wird. Die Reflextöne werden
dagegen etwas dunkler als sie im Mittel sein müssten;
das heisst die Reflexwirkung wird in Beziehung auf ihren
F'lächenraum etwas eingeschränkt. Diese Thatsache kann
in der später zu betrachtenden Wahl der Lichtstärke des
hellsten Reflexpunktes r berücksichtigt werden. Hienach
erhält
<:
2
die Kappenfläche 4- 0 die Lichtstärke des Punktes
+ 0 (h oder s)
der Streifen 4 0,7 die Lichtstärke des Parallelkreises + 0,3
,3 „ + LS „
4" 1
» „ + 2 )> „ „ „ „
+ 2
» „ + 3-5 » „ „ „
+ 3
» v — 3.5 „
+ 4(0
» » — 2,5 „
— 3
» » — LS »
— 2
„ » o,7 » 3) 3, 33
— I
,, Kappenfläche — 0 „ „ „ „
— 0,3.
Die Lichtstufe des hellsten Reflexpunktes — o (r) ver
schwindet; doch ist ja diese ohnehin in Vorder- und Ober
ansichten niemals sichtbar. Für die Schlagschattenstreifen
gilt dasselbe wie für die gleichzahligen Lichtstreifen.
Bei grösseren Gebilden mit sehr breiten Lichtstufen
streifen empfiehlt es sich, zu Gunsten der Annäherung an
die stetige Krümmung die Streifen noch in je zwei Teile
zu teilen, so dass z. B. anstatt des Streifens + 1,5 zwei
Streifen auftreten würden, nämlich 4- 1,25 und 4 1,75. Die
Streifen im Schatten, die einer solchen Teilung weniger
bald bedürfen, da ihre Uebergänge an sich weicher und
ihre Breiten durch Verkürzung kleiner sind als im Licht,
können oft ungeteilt bleiben, wenn auch die Teilung im
Licht durchgeführt wird. Auch die Kappenfläche inner
halb 4- 0,3 kann geteilt werden oder nicht. Wo man die
weitestgehende Abstufung für nötig erachtet, erweitert sich
die Reihe der Streifen und ihrer Lichtstufen wie folgt:
Die Kappenflache + o erhält die Lichtstärke des Punktes + o,
der Streifen + 0,25 (zwischen + 0,2 u. + 0,3 gelegen) die Lichtstärke + 0,2
3, ,, + 0,45 (
,,
+ 0,3 „
4" 0,6
„ ) „
„ +0,3
,3 ,3 + 0,8 (
„
+ 0,6 „
4- 1
) „
3, 4 0,6
,3 „ +I,2)(
„
+ 1 „
+ LS
„ )
33 + 1
,3 „ + 1,7 S (
,,
+ LS 33
+ 2
„ ) „
,, + LS
33 „ + 2,2 5 (
„
+ 2 „
+ 2,5
3. ) 3.
4-2
33 „ + 2,75 (
,,
+ 2,5 „
+ 3
„ ) „
„ + 2,5
„ 3, + 3.25 (
,,
+ 3 3,
+ 3,5
„ ) „
„ + 3
33 33 + 5375 (
„
+ 3,5 33
+ 4
„ ) „
33 + 3,5
3. 3, 3.75 (
„
+ 4 3,
— 3,5
„ ) 33
+ 4
„ — 3,25 (
„
— 3,5 „
— 3
3, ) „
„ - 3,5
3, „ — 2,75 (
33
3 3,
— 2,5
„ ) „
„ — 3
,, „ — 2,25 (
— 2,5 „
— 2
„ ) „
„ - 2,5
,3 „ —1,75 (
33
— 2 „
- LS
„ ) 3,
— 2
„ „ — L2)(
,,
— LS „
— 1
„ ) „
3, —1,5
„ „ -0,8 (
„
— 1 „
— 0,6
33 ) „
,3 — 1
3, „ — 0,45 (
,,
— 0,6 ,,
-0,3
„ ) „
3, —0,6
die Kappenfläche — 0
(um
— 0 herum bis
— 0,3) „
„ —0,3
Wenn auch im allgemeinen die zwischen den an
gegebenen Grenzlinien liegenden Streifen in sich selber
gleichmässig hell oder dunkel aufgetragen werden und mit
deutlichen Gegensätzen stehen bleiben, so ist es doch
nicht ausgeschlossen, bei gemalten Darstellungen in
grossem Massstab nachträglich Uebergänge auf den
äusseren Teilen der Streifen mit Vertreiben und Ver
waschen leicht aufgetragener Zwischentöne herzustellen.
Schwieriger sind solche Uebergänge bei schraffierten