Full text: Lehrbuch der Schattenkonstruktion und Beleuchtungskunde

Kapitel XIII. Artikel 114. 
136 
XIII. Aufträgen der Lichtstufen mit Strichlagen oder 
mit dem Pinsel. 
14. Getrennte Streifen gleicher Lichtstärke. 
Die Verwertung der mit den beschriebenen Kon 
struktionen abgeleiteten Lichtstufenlinien in den Darstel 
lungen der technischen Gebilde besteht im Aufträgen jeder 
Lichtstufe durch einen Malton bestimmter Stärke oder 
eine Strichlage mit bestimmter Breite und Entfernung der 
Striche. Man kann nun nicht wohl jedem Punkt der 
Fläche diejenige Lichtstärke geben, die er streng ge 
nommen haben müsste; es würde dazu ein fortwährendes 
Vertreiben und Verwaschen der Farbtöne und viel Nach 
bessern gehören, wodurch bei grossem Arbeitsaufwand 
und grosser Gefahr des Misslingens doch nur ein ge 
künsteltes, unkräftiges Bild entstehen würde. Auch wäre 
eine Schattierung mit überall gleich breit bleibenden par 
allelen Strichen unmöglich, wenn die stetige Veränderung 
der Flächenbeleuchtung o-enau wiedergegeben werden 
müsste; nur die künstlerische Darstellung mit gekrümmten 
an- und abschwellenden Strichen vermag dies zu erreichen. 
Man beschränkt sich daher auf eine Annäherung an den 
streng richtigen Zustand mit gleichmässig aufgetragenen, 
scharf getrennt bleibenden Streifen in deutlich verschie 
denen Lichtstufen und benützt die ganzzahligen Linien 
gleicher Helle, wie sie die vorgeführten Konstruktionen 
ergeben, als Grenzlinien zwischen diesen Streifen. Jeden 
Streifen benennt man durch eine Zahl, die in der Mitte 
liegt zwischen den zwei Zahlen seiner Grenzlinien, so 
wird z. B. der Streifen zwischen den Linien -f 2 und 4- 3 
mit + 2,5 bezeichnet. Die Kappenfläche um den Punkt 
4 o herum heisst + o; sie bleibt im allgemeinen als weisses 
Papier, kann aber auch, um eine Körperfarbe zu be 
zeichnen, einen leichten Ton aufnehmen, der die Grund 
lage aller Schattierungstöne zu bilden hat. 
Fs erhebt sich nun die Frage, welcher der bei streng 
richtiger Schattierung auf ihm erscheinenden Lichtstufen 
jeder Streifen entsprechen soll. Fs liegt nahe, immer den 
mittleren Parallelkreis eines Streifens als für diesen 
massgebend zu betrachten, wonach z. B. der ganze Streifen 
4- 3,5 ebenso dunkel anzulegen wäre wie der Parallelkreis 
+ 3,5 bei streng richtiger Schattierung. Diese Wahl hätte 
aber den Nachteil, dass unmittelbar auf den Lichtstreifen 
mit 4- 3,5 Lichtstärke der Reflextonstreifen 3,5 mit 
— 3,5 Lichtstärke folgen, also die Lichtstärke 4 4 k ganz 
verschwinden und die Schattierung ihres kräftigsten Körper 
schattentons verlustig gehen würde. Daher ist es besser, 
jeden Streifen in derjenigen Lichtstufe zu halten, die sein 
erster, dem hellsten Punkt 4-oh zunächstliegender Par 
allelkreis bei streng richtiger Schattierung erhalten würde. 
Hiedurch werden die stetigen Abnahmen der Lichtstärke 
vom hellsten Punkt an durch stufenfömige, durchschnittlich 
fernerliegende ersetzt, also die helleren Lichtstufen im 
Durchschnitt auf etwas grössere Fläche gebracht, womit 
zugleich der in Art. 85 erwähnten Frfahrungsthatsache, 
dass die Lichtstärke bei den Schattierungen in der Wirk 
lichkeit bis zu den Kreisen 4 2 und -1- 3 weniger rasch 
abzunehmen scheint als nach dem zuvor abgeleiteten Ge 
setz der Lichtstufen zu schliessen wäre, in erwünschter 
Weise Rechnung getragen wird. Die Reflextöne werden 
dagegen etwas dunkler als sie im Mittel sein müssten; 
das heisst die Reflexwirkung wird in Beziehung auf ihren 
F'lächenraum etwas eingeschränkt. Diese Thatsache kann 
in der später zu betrachtenden Wahl der Lichtstärke des 
hellsten Reflexpunktes r berücksichtigt werden. Hienach 
erhält 
<: 
2 
die Kappenfläche 4- 0 die Lichtstärke des Punktes 
+ 0 (h oder s) 
der Streifen 4 0,7 die Lichtstärke des Parallelkreises + 0,3 
,3 „ + LS „ 
4" 1 
» „ + 2 )> „ „ „ „ 
+ 2 
» „ + 3-5 » „ „ „ 
+ 3 
» v — 3.5 „ 
+ 4(0 
» » — 2,5 „ 
— 3 
» » — LS » 
— 2 
„ » o,7 » 3) 3, 33 
— I 
,, Kappenfläche — 0 „ „ „ „ 
— 0,3. 
Die Lichtstufe des hellsten Reflexpunktes — o (r) ver 
schwindet; doch ist ja diese ohnehin in Vorder- und Ober 
ansichten niemals sichtbar. Für die Schlagschattenstreifen 
gilt dasselbe wie für die gleichzahligen Lichtstreifen. 
Bei grösseren Gebilden mit sehr breiten Lichtstufen 
streifen empfiehlt es sich, zu Gunsten der Annäherung an 
die stetige Krümmung die Streifen noch in je zwei Teile 
zu teilen, so dass z. B. anstatt des Streifens + 1,5 zwei 
Streifen auftreten würden, nämlich 4- 1,25 und 4 1,75. Die 
Streifen im Schatten, die einer solchen Teilung weniger 
bald bedürfen, da ihre Uebergänge an sich weicher und 
ihre Breiten durch Verkürzung kleiner sind als im Licht, 
können oft ungeteilt bleiben, wenn auch die Teilung im 
Licht durchgeführt wird. Auch die Kappenfläche inner 
halb 4- 0,3 kann geteilt werden oder nicht. Wo man die 
weitestgehende Abstufung für nötig erachtet, erweitert sich 
die Reihe der Streifen und ihrer Lichtstufen wie folgt: 
Die Kappenflache + o erhält die Lichtstärke des Punktes + o, 
der Streifen + 0,25 (zwischen + 0,2 u. + 0,3 gelegen) die Lichtstärke + 0,2 
3, ,, + 0,45 ( 
,, 
+ 0,3 „ 
4" 0,6 
„ ) „ 
„ +0,3 
,3 ,3 + 0,8 ( 
„ 
+ 0,6 „ 
4- 1 
) „ 
3, 4 0,6 
,3 „ +I,2)( 
„ 
+ 1 „ 
+ LS 
„ ) 
33 + 1 
,3 „ + 1,7 S ( 
,, 
+ LS 33 
+ 2 
„ ) „ 
,, + LS 
33 „ + 2,2 5 ( 
„ 
+ 2 „ 
+ 2,5 
3. ) 3. 
4-2 
33 „ + 2,75 ( 
,, 
+ 2,5 „ 
+ 3 
„ ) „ 
„ + 2,5 
„ 3, + 3.25 ( 
,, 
+ 3 3, 
+ 3,5 
„ ) „ 
„ + 3 
33 33 + 5375 ( 
„ 
+ 3,5 33 
+ 4 
„ ) „ 
33 + 3,5 
3. 3, 3.75 ( 
„ 
+ 4 3, 
— 3,5 
„ ) 33 
+ 4 
„ — 3,25 ( 
„ 
— 3,5 „ 
— 3 
3, ) „ 
„ - 3,5 
3, „ — 2,75 ( 
33 
3 3, 
— 2,5 
„ ) „ 
„ — 3 
,, „ — 2,25 ( 
— 2,5 „ 
— 2 
„ ) „ 
„ - 2,5 
,3 „ —1,75 ( 
33 
— 2 „ 
- LS 
„ ) 3, 
— 2 
„ „ — L2)( 
,, 
— LS „ 
— 1 
„ ) „ 
3, —1,5 
„ „ -0,8 ( 
„ 
— 1 „ 
— 0,6 
33 ) „ 
,3 — 1 
3, „ — 0,45 ( 
,, 
— 0,6 ,, 
-0,3 
„ ) „ 
3, —0,6 
die Kappenfläche — 0 
(um 
— 0 herum bis 
— 0,3) „ 
„ —0,3 
Wenn auch im allgemeinen die zwischen den an 
gegebenen Grenzlinien liegenden Streifen in sich selber 
gleichmässig hell oder dunkel aufgetragen werden und mit 
deutlichen Gegensätzen stehen bleiben, so ist es doch 
nicht ausgeschlossen, bei gemalten Darstellungen in 
grossem Massstab nachträglich Uebergänge auf den 
äusseren Teilen der Streifen mit Vertreiben und Ver 
waschen leicht aufgetragener Zwischentöne herzustellen. 
Schwieriger sind solche Uebergänge bei schraffierten
	        
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