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Kapitel XIII. Artikel 115.
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Darstellungen zu gewinnen. Ein Anschwellen der Striche
gegen eine dunklere Nachbarstrichlage, wie es zur Her
stellung der stetigen Uebergänge notwendig wäre, lässt
sich bis jetzt mit der Reissfeder nicht anders erhalten als
durch einen zweiten, etwas schrägliegenden Strich auf
jedem zuvor gezogenen.
15. Zahlen bewert ung der Lichtstufen.
Im früheren sind anfangs die Verhältnisse der Licht
stufen in Zahlen ausgedrückt worden, indem sich für
den hellsten Punkt und die Parallelkreise der Normal
kugel die Lichtstufen oder Helligkeitswerte 43210 aus
dem Gesetz der Lichtstufen ergaben. Die Betrachtung
der Reflexlichtwirkungen hob jedoch dieses einfache Ver
hältnis auf, indem sie an die Stelle der Lichtstärke Null,
die nicht Vorkommen kann, einen veränderlichen Wert k,
Körperschattengrenzlicht oder Streiflicht, ebenso an die
Stelle der Lichtstärke Vier einen anderen veränderlichen
Wert h, hellster Punkt im Licht, setzte und in Ermange
lung anderer Wahrscheinlichkeiten nur die arithmetische
Reihe der fünf Werte beibehielt. Neben die beiden Haupt
werte k und h traten noch die Lichtstufen r, hellster Re
flexpunkt, und j-, dunkelster Schlagschattenpunkt, für
welche als feststehend nur gelten kann, dass r einer be
stimmten Lichtstärke zwischen k und h entspricht und j-
dunkler ist als k. Die Zwischenkreise von k nach r und
von k nach j mit Einschluss dieser Hauptwerte selbst sind
wieder als Glieder arithmetischer Reihen vorzustellen.
„ Anschliessend an Art. 85 sind nun in erster Linie
bestimmte Annahmen für die Verhältnisse der vier Haupt
lichtstufen und damit auch für ihre Zwischenglieder zu
treffen; eine zweite Aufgabe ist die Wiedergabe jeder
nach ihrem Verhältnis zu den andern festgestellten Licht
stufe durch einen Malton oder eine Strichlage.
Alle Freiheit der Wahl für den einzelnen Fall auf
Grund des in Art. 85 Ausgesprochenen wiederholt an
erkannt, ist im folgenden angenommen
1) dass die vier Haupt werte und die ganzzahligen
Zwischenstufen nicht nur von h nach k, von k nach r
und von k nach j-, sondern auch von r nach .9 eine arith
metische Reihe bilden, also die Unterschiede zwischen je
zwei Schlagschattentönen ebenso gross sein sollen wie
zwischen zwei Reflextönen,
2) dass die Lichtstärke des hellsten Reflexpunktes r
dem Parallelkreis + 2,5 der Normalkugel entsprechen, also
in der Mitte zwischen derjenigen der Parallelkreise -4- 2
und + 3 liegen soll.
Die erste Annahme, dass die acht Unterschiede zwi
schen r und j gleich gross sein sollen, ist zwar willkür
lich , aber naheliegend; sie erreicht offenbar die grösste
Stetigkeit in der u- und Abnahme der Schattentöne und
dürfte in der Wirklichkeit oft erfüllt sein. Die Feststellung
der Lichtstärke des Reflexpunktes r entspricht einer ziem
lich kräftigen Reflexwirkung, wie sie der Formendeutlich
keit der dargestellten Gebilde meist am günstigsten sein
dürfte; übrigens sollen auch schwächere im Auge be
halten werden.
Die Stärke der Reflexwirkung auf der Körperschatten-
Göller, Schattenkonstrukt ionsleb re und Beleuchtungskunde.
seite hängt, wie in Art. 85 ausgeführt worden ist, in erster
Linie von der Durchstrahlbarkeit des Materials ab; bei
geringer Durchstrahlbarkeit, etwa trockenem Gips, würde
der hellste Reflexpunkt r vielleicht noch heller werden
können als der Parallelkreis + 2,5; bei starker Durch
strahlbarkeit (weissem Marmor, Alabaster) ist wegen des
von innen heraus erhellten Streiflichts und der geringeren
Zurückwerfung des Reflexlichtes selber die Reflexwirkung
weniger fühlbar; in diesem Fall würde der Reflexpunkt r
nur etwa bis zur Lichtstärke des Kreises + 3 aufsteigen
dürfen. Noch geringere Reflexwirkung kann in künstleri
schen Darstellungen günstig sein; für den hier vorliegen
den Zweck würde sie zu wenig Abstufung der Körper
schattentöne liefern. Bei der Wahl der Reflexlichtstärke
für eine Darstellung ist auch der Hintergrund einiger-
massen in Betracht zu ziehen. Auf dunklem Hintergrund
scheinen die Reflextöne infolge des Gegensatzes zu diesem
heller zu sein als sie wirklich sind. Sogar wenn gar keine
Reflexerhellung eingeführt und der Körperschatten durch
aus gleich stark gehalten wird, ist neben dunklem Grund
eine scheinbare Reflexwirkung vorhanden, wogegen bei
hellem Hintergrund eine schon ziemlich kräftige Reflex
erhellung sich wenig fühlbar macht. Ein sehr dunkler
Hintergrund verlangt aber auch dunklere Haltung aller
andern Schattentöne, wenn nicht die Vorstellung stark
durchscheinenden Materials erweckt werden soll. Ab
gesehen von allen solchen besonderen Rücksichten wird
sich jedoch die oben für die Reflexwirkung getroffene
Annahme am häufigsten empfehlen.
Sobald nun ein Zahlenverhältnis einer der drei Licht
stufen k r und s zu der Lichtstufe h festgesetzt ist, lassen
sich die beiden übrigen aus den getroffenen Annahmen
bestimmen und ebenfalls durch Zahlen ausdrücken. Wenn
die im Schlagschatten befindliche Kugel eine arithmetische
Reihe der Lichtstufen zwischen r und s darbieten, also k
in der Mitte zwischen r und j- liegen soll, so ergiebt sich
die Gleichung r k = k — j ; die zweite getroffene Wahl,
dass Punkt r die Lichtstärke des Parallelkreises + 2,5
haben soll, führt mit Berücksichtigung der Lage dieses
Parallelkreises und der arithmetischen Progression zwi
schen h und k zu der Proportion h — r \r — £ = 5 : 3-
Wenn nun etwa angenommen wird, dass der dunkelste
Schlagschattenton j ein Achtel der Lichtstärke des hell
sten Punktes k darbieten soll, so hat man in der Gleichung
und der Proportion h— 1 und j = y 8 zu setzen; man er
hält dann X? = 4 / 11 und r = 63 /88. Mit diesen vier Haupt-
lichtstufen ergeben sich, wenn zu Gunsten abgerundeter
Zahlen 12 /ss anstatt "/ss und r>2 /»3 anstatt 53 /s8 geschrieben
wird, folgende Verhältniszahlen für die ganzzahligen Licht
stufen.
Lichtkugel: Schlagschattenkugel:
+ 0
00
=
8.8
+ 0
(0
=
12
+ I
=
74
+ 1
s
—
'7
-f 2
=
60
+ 2
s
—
22
+ 3
—
4 6
+ 3
s
rr
27
± 4
00
=
32
±4
00
—
52
3
=
37
3
—
37
— 2
—
42
— 2
—
42
— 1
:=
47
— 1
—
47
— 0
(r)
rr
52
— 0
(r)
)2
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