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Kapitel IX. Artikel 77. Kapitel X. Artikel 78.
eine Erzeugende gebildet ist, wie in Figur 77 a am rechts
liegenden Stück der Schlagschattengrenze.
In ähnlicher Weise lässt sich auch die Körper
schattengrenze dadurch bestimmen, dass man auf einer
zur Richtebene parallelen Ebene die Schlagschatten einer
genügenden Zahl von Mantellinien sucht, die Umhüllungs
kurve dieser Schlagschatten zeichnet, für jede Schlag
schattenlinie möglichst scharf den Berührungspunkt mit
der Kurve bestimmt und von diesem Punkt auf einem
Lichtstrahl rückwärts geht bis zu der Mantellinie, von
welcher die Schlagschattenlinie herrührt. Der auf der
Mantellinie erhaltene Punkt ist ein Körperschattengrenz
punkt. In der praktischen Ausführung dieses Verfahrens
findet sich jedoch, dass die Berührungspunkte innerhalb
weiter Grenzen unsicher einzuschätzen sind, also die Fest
setzung der Schattenpunkte ganz unsicher oder sogar un
möglich ist.
In den Figuren 77 a und b ist als einfaches Beispiel
einer Konoidfläche ein windschiefes Tonnengewölbe in einer
cylindrischen Mauer gezeichnet. Auf einem beliebigen, zu
beiden Mauerflächen konzentrischen Vertikalcylinder MN
ist ein Halbkreisfeld (oder Segmentbogenfeld oder halb
elliptisches Feld) mit horizontalem Durchmesser so auf
gewickelt, dass der vertikale Radius vertikal bleibt. (Es
könnte auch einer der Stirnbögen selber die aufgewickelte
Linie sein.) Eine horizontale Gerade gleitet einerseits an
dieser Bogenlinie, andrerseits an der vertikalen Achse der
Cylinderflächen und erzeugt dadurch die Leibung des Ge-
Figiir 77 b.
wölbs. Es ist in Figur 77 a im Längenschnitt gezeichnet,
so dass die oberste Mantellinie und Scheitellinie mit einem
Teil des Stirnbogens den Schlagschatten wirft. Mit punk
tierten Linien ist angegeben, wie die Schattengrenzen sich
fortsetzen würden, wenn die Fläche bis zur vertikalen Leit
linie fortgesetzt wäre. Figur 77 b bietet die Vorderansicht
desselben Gewölbs. Die Schattengrenzen, abgesehen von
derjenigen aus der wagrechten Randlinie, sind dieselben
wie in Figur 77 a, nur symmetrisch zur Mittelachse verlegt.
X. Rückblick auf die Lehre von den Schatten
grenzlinien.
Zwei Grundgedanken in der Schattenkonstruk- 78.
tion.
Alle beschriebenen Lösungen teilen sich in zwei scharf
getrennte Gruppen; es ist ebenso interessant als nützlich,
die gemeinschaftlichen Züge jeder Gruppe festzustellen.
Das Hervorheben der hiedurch erhaltenen zwei Grund
gedanken der Schattenkonstruktion liefert gleichsam eine
in wenige Sätze zusammengedrängte Schattenkonstruktions
lehre ; es macht nicht nur die für die verschiedenen Arten
von Körpern eingeschlagenen Wege leichter verständlich,
indem es die Lösungen jeder Gruppe als verschiedene
Formen eines und desselben Grundverfahrens erkennen