Die Hauptfehlerquelle liegt meiner Ansicht nach im Einstellen
und Halten des Mondrandes in der Mitte des Gesichtsfeldes. Es
gelang mir viel besser, einen Stern am Faden, bezw. zwischen zwei
Parallelfäden, genau in der Mitte zu halten, als den Rand des
Mondes. Benutzt man bei letzterem nur einen Yerticalfaden, so
begeht man bei der scheinbaren Berührung leicht constante Fehler;
stellt man den Mondrand in die Mitte zwischen zwei Fäden, so
muss das Gesichtsfeld sehr hell erleuchtet sein, um keine Fehler
beim Abschätzen der Mitte zu begehen. Das benutzte Fernrohr
hat 30 malige Yergrösserung und giebt scharfe Bilder. Dies ist
naturgemäss von wesentlicher Bedeutung. Wichtig ist, dass man
sich gewöhnt, beide Mikrometerschrauben stets nur in demselben
Sinne zu drehen, d. h. der Bewegung des Mondes immer zu folgen.
Dreht man einmal zu weit und geht dann zurück, so kommt man
leicht ins Schwanken. Besser ist es in einem solchen Falle zu
warten, bis der Mondrand die Mitte wieder erreicht hat und dann
wieder gleichmässig zu folgen. Ja, man kann den begangenen
Fehler durcl^ absichtliche Begehung des entgegengesetzten dann
auszugleichen suchen, so dass alle Schwankungen thünlichst gleich
mässig um die Mitte stattfinden. Für längere Dauer würde sich
ein Nachführen mit der Azimutal- und Höhenbewegung nur schwer
genau ausführen lassen, aber 20 8 bis 30 s lang kann man die ganze
Aufmerksamkeit auf dasselbe concentriren und symmetrisch geformte
Sternbildchen erzielen, zumal wenn man so klein abblendet, dass
Schwankungen von kürzerer Dauer nicht zur Geltung kommen
können in ihrem Einflüsse auf die lichtempfindliche Platte und die
Form des Sternbildchens. Wir haben es am vortheilhaftesten ge
funden , zunächst bei geschlossenem photographischen Objective
einige Zeit hindurch den Mondrand in der Mitte zu halten. Gelang
dies gerade recht gut, so öffnete ein Gehülfe auf ein gegebenes
Zeichen das photographische Objectiv und schloss dasselbe nach 20 s
wieder. Eine nicht gut gelungene Beobachtung wurde direct
verworfen und durch eine bessere ersetzt, was ohne nennenswerthen
Zeitverlust geschehen kann.
Ich habe auch versucht, die Dauerbeobachtung durch eine
Antrittsbeobachtung zu ersetzen. Oeffnet man das Objectiv der
Camera beim Antritt des Mondrandes an den einen der beiden
Parallelfäden der Mitte des Fadenkreuzes und schliesst, wenn er
den zweiten erreicht hat, so macht der Stern einen Strich auf
der Platte, dessen Mitte der Stellung des Mondrandes in der
Mitte beider Fäden entspricht. Wiederholt man die gleiche
Operation bei durchgeschlagenem Fernrohre, so entspricht der Ab
stand der Mitten beider kleinen Sterntracen der doppelten Mond
distanz, wie bei der Dauerbeobachtung. Derartige Antrittsbeobach