43
laufen dann alle Strahlen das Linsensystem symmetrisch. Diese
Sinusbedingung ist bei dem Stein heil’sehen Objective für den
Potsdamer Refractor bis zu 2° Neigung der Strahlen gegen die
optische Axe erfüllt. Bei zunehmender Grösse des Gesichtsfeldes
wachsen die durch Kugelgestalt der brechenden Flächen und die
Farbenabweichung verursachten Fehler sehr rasch. Durch beide
können Verschiebungen der Hauptpunkte veranlasst werden, wenn
die Brechung nicht so geschieht, dass die ausgetretenen Strahlen
rückwärts verlängert vom Hauptpunkte der „wahren“ Brennweite
zu kommen scheinen. Der vom Optiker zu beseitigenden Abwei
chungen und Fehler sind viele, und für die gewöhnlichen Anwen
dungen der Photographie sind scharfe und helle Bilder viel wich
tiger als thunlichste Beseitigung jeder Verzerrung. Diese letztere
ist im Allgemeinen nur für den centralen Theil des Bildes nahe
beseitigt, nimmt aber gegen den Rand des Gesichtsfeldes rasch
zu. Die Aenderung der Brennweite wächst z. B. beim Collinear
nahe mit der dritten Potenz der Neigung der Strahlen gegen
die Axe.
Bei jedem photographischen Linsensysteme muss auf empiri
schem Wege untersucht werden, inwieweit alle dasselbe durch
setzenden Strahlen den für das ideale System aufgestellten Gesetzen
entsprechen. Da die Linsen sphärisch gekrümmte Flächen haben,
weil sie sich nicht anders schleifen lassen, und da das System cen-
trirt ist, d. h. alle Krümmungs - Mittelpunkte auf ein und der
selben Geraden, der Axe des Systemes, liegen, so genügt eine
passende Auswahl und Durchrechnung einiger Strahlen für den
ganzen das Bild erzeugenden Strahlencomplex. Für diese ausge
wählten Strahlen wird ihr Weg durch das Linsensystem von Fläche
zu Fläche bis zum Austritte und Schnitte mit der Axe bezw. unter
sich durch trigonometrische Berechnung der Brechungswinkel nach
dem jedesmaligen Einfallswinkel, dem Radius der Linsenkrümmung,
dem Brechungsexponenten, welcher mit der Farbe der Strahlen
und der Glasdichte wechselt u. s. w., genau verfolgt. Zur Erken
nung bezw. Aufhebung des Farbenfehlers werden zwei verschieden
farbige Strahlen berechnet. Für die Fernrohrobjective, d. h. die
zu rein optischen, nicht auch photographischen Zwecken dienenden
Objective wählt man einen Strahl von der Brechbarkeit der Sonnen-
spectrumlinie D, und einen stärker brechbaren Strahl, entsprechend
der Linie F. Für photographische Objective hingegen, für welche
die chemisch wirksamen Strahlen in erster Linie in Betracht kommen,
wählt man Strahlen von der Brechbarkeit der Linien 6r und H.
Als Strahlen für die Rechnung und Prüfung der Bilder werden
im Ganzen sechs Strahlen angewandt, zwei für einen Bildpunkt in
der optischen Axe, parallel dieser Axe aulfallend, der eine nahe