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Messungen kommen nur diejenigen Objective in Betracht, welche
perspectivisch richtige Bilder zeichnen, also die symmetrischen
Linsensysteme, welche aber ihrerseits in Bezug auf Bildwinkel,
Lichtstärke, Schärfe, Tiefe etc. wieder unter sich sehr verschie
den sind.
Was zunächst die richtige Zeichnung betriift, so wurde bereits
erwähnt, dass bei allen Objectiven mit zunehmender Neigung der
Strahlen gegen die Axe eine Verschiebung der Hauptpunkte ein-
tritt. Die genaue Berechnung derselben ist eine langwierige Arbeit
und nur von dem auszuführen, welchem die Krümmungen der
Gläser, ihre Brechungsexponenten etc. bekannt sind. Eine Prüfung
durch photographische Aufnahme bekannter Objecte und Ausmessung
der Bilder, wie Professor Dr. Dörgens eine solche ausführte 1 ), ist
nicht weniger mühsam. In der Ausmessung bekannter linearer
Grössen durch das Objectiv mit einem guten Winkelmessinstrumente,
wie wir solches bereits beschrieben haben, ist ein einfaches und
sicheres Mittel gegeben, jedes Objectivsystem auf die Lage bezw.
Verschiebung seiner Hauptpunkte und dadurch veranlasste Ver
zerrung der Bilder genau zu prüfen. Bringt man einen Normal
meterstab in die Brennebene des im Durchschnittspunkte der
Theodolitaxen aufgestellten photographischen Objectives, so steht
die optisch - photographische Axe des letzteren auf ihm in seinem
Mittelstriche senkrecht, wenn sich für gleiche Entfernungen zu
beiden Seiten desselben gleiche Winkelwerthe ergeben, wie wir
dies bei Prüfung des Phototheodoliten früher gesehen haben. Misst
man, nachdem dies durch Drehen des Normalstabes erreicht ist,
die Winkel, welche verschiedenen von der Mitte aus gerechneten
Längen entsprechen, so ergiebt jede Länge als' Tangente des zuge
hörigen Winkels eine Bestimmung der Bildweite und damit auch
die gesuchte Aenderung derselben mit zunehmender Neigung der
Visirlinie gegen die optische Axe. Der vordere Hauptpunkt des
zu prüfenden Objectives soll bei der Messung im Durchschnitts
punkte der Drehaxen des Theodoliten liegen. Eine kleine Abweichung
von dieser Forderung macht, wie wir früher gesehen haben, nur wenig
aus, doch hat man es nach Kenntniss der Brennweite, d. h. der
Entfernung des Meterstabes vom Hauptpunkte, ja ganz in der
Gewalt, diese Abweichung beliebig klein zu machen. Die Haupt
punkte liegen bei symmetrischen Objectiven in gleichem Abstande
von der Mitte des Systems; man kann das Objectiv auch um 180°
drehen, so dass die Vorderseite zur Rückseite wird, und eine
zweite Bestimmung der Bildweite vornehmen, somit auch unter
suchen, ob die Hauptpunkte wirklich symmetrisch zur Mitte und zu
J ) Photographische Mittheilungen 1886, Nr. 318.