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der Bauwürdigkeit einer geplanten Eisenbahn gegangen
werden, welches eine wichtige Aufgabe des Trafsirens bildet.
Bei Lösung dieser Aufgabe kommt es auf die Fest
stellung der Bau- und Betriebskosten der Bahn, sowie auf
die Abschätzung des zu erwartenden Verkehrs an. Die
Bau- und Betriebskosten werden sich nach Erledigung der
Vorarbeiten in der Regel mit hinreichender Schärfe fest
stellen lassen, während die Abschätzung des Verkehrs selbst
bei aller Sorgfalt und bei richtiger Verfahrungsweise nicht
immer mit dem erwünschten Grade der Genauigkeit erreicht
werden kann. Man geht dabei noch jetzt nicht selten von
der Feststellung des auf den Landstrafsen bereits vorhan
denen Verkehrs aus und nimmt ein gewisses Vielfaches
desselben für den Verkehr der Eisenbahn an, wobei man
aber für die Abschätzung der Vervielfachung einem un
sicheren, ja völlig rathlosen Dafürhalten überlassen ist.
Der Erste, welcher für diesen Zweck ein zutreffenderes
und zugleich einfaches Verfahren angegeben hat, ist be
kanntlich der französische Ingenieur Michel, dessen hierauf
bezügliche Arbeit in den Annales des ponts et chaussées,
1868, S. 145 veröffentlicht ist.
Michel setzt die Gröfse des zu erwartenden Verkehrs
proportional der Einwohnerzahl der Stationsorte, unter
Hinzurechnung der in der „Bannmeile“ dieser Orte ange
siedelten Bevölkerung, wobei er dann noch verschiedene
Stufen der wirtschaftlichen Bedeutung der Gegend unter
scheidet. Im Durchschnitt für das gesammte französische v
Bahnnetz fand Michel, dafs auf jeden Kopf der am Eisen
bahnverkehr betheiligten Bevölkerung jährlich 6,5 Reisende
und 2,1 Tonnen Güter kommen; in lediglich Ackerbau trei
benden Gegenden ermäfsigt sich dieser Verkehr auf 2 / 3 und
steigt in betriebsamen Gegenden auf das 4 / 3 fache.