er, um der wissenschaftlichen Grundlage der Vermessungsarbeiten, der Lan
destriangulation, die grösstmögliche und daher auch für eine Gradmessung
ausreichende Genauigkeit zu verschaffen.
Zwei Männer waren es insbesondere, auf die er hiebei sein Augen
merk richtete, Ulrich Schiegg und Johann Georg Soldner, zwei Bauern
söhne aus Schwaben und aus Franken, deren Geburt und anfängliche
verschiedenartige Ausbildung nicht voraussehen liess, dass sie ihr Talent
dem mathematischen Berufe und ein günstiges Geschick demjenigen Manne
zuführen würde, der stets von grossen staatswirtschaftlichen Gedanken be
wegt und auf die Förderung und Verwendung einheimischer geistiger Kräfte
so sehr bedacht war. Schiegg, früher Benediktinerordenspriester in Otto-
beuren, dann Professor der Mathematik und Astronomie an der Universität
in Salzburg, war nach Aufhebung seines Klosters zuerst Astronom der
Münchener akademischen Sternwarte und wissenschaftlicher Beirat des topo
graphischen Bureau, dann schliesslich Rat der K. Steuerkatasterkommis
sion geworden; Soldner lebte, nachdem die ihm von seinem damaligen Lan
desherrn, König Friedrich Wilhelm III. von Preussen, übertragene Trian
gulation des Fürstentums Ansbach wegen der unglücklichen Kriegsereignisse
des Jahres 1806 eingestellt werden musste, als Privatgelehrter zu Berlin,
bis er 1808 in die eben begründete Bayerische Steuervermessungskom
mission berufen wurde.
Dem Andenken dieser beiden Männer besondere Vorträge in festlichen
Stunden unserer Hochschule zu weihen, würde für mich, den Vertreter des
Fachs, welches sie einst förderten und zierten, eine lockende und pietät
volle Aufgabe sein, stünde nicht die Rücksicht auf eine so hochansehn
liche Versammlung im Wege, der ein Gang auf dem bekanntlich von Vielen
für trocken gehaltenen Felde der Mathematik nicht allseits erwünscht sein
dürfte. Ich beschränke mich deshalb heute darauf, Soldners Verdienste um
die wissenschaftliche Grundlage der Bayerischen Landesvermessung zu erör
tern, nachdem ich vorher des Eigenartigen in seinem Entwicklungs- und
Bildungsgänge und seiner übrigen Arbeiten auf den Gebieten der reinen
Mathematik, der Astronomie und der Geodäsie gedacht haben werde.
Johann Georg Soldner wurde am 16. Juli 1776 auf dem Georgen
hofe bei Feuchtwangen geboren, den sein Vater, der Halbbauer Johann
Andreas, besass ! ). Die Eltern schickten den Knaben in die höchst mangel-