Full text: Johann Georg Soldner und sein System der Bayerischen Landesvermessung

Als eine gerechte Würdigung seiner mathematischen Forschungen 
bezeichnet ein allerhöchstes Dekret vom 24. Februar 1813 die Ernennung 
Soldners zum ordentlichen Mitgliede der hiesigen Akademie der Wissen 
schaften, sowie auch seine zwei Jahre später (26. November 1815) erfolgte 
Beförderung zum Hofastronomen und Vorstand der neu zu erbauenden 
und von ihm als Institut ersten Ranges einzurichtenden Sternwarte nur 
eine huldvolle Anerkennung seiner unbestreitbaren grossen Verdienste um 
Theorie und Praxis der Astronomie und Geodäsie war. Zu dieser Ände 
rung der dienstlichen Stellung Soldners hatte übrigens auch noch der 
Umstand beigetragen, dass schon damals die für das Hauptdreiecksnetz 
notwendigen schwierigeren geodätischen und astronomischen Arbeiten ihrer 
Vollendung entgegen gingen und Soldner wegen Athmungsbeschwerden 
von dem eine kräftige Gesundheit erfordernden Triangulierungsgeschäfte 
sich zurückziehen musste. Er hatte auch nicht versäumt, einen tüchtigen 
Nachfolger heranzubilden und dem Wunsche des Königl. Finanzministeriums 
gemäss in die neue Stellung mit seinem bisherigen Titel eines Königl. Steuer 
rats auch die Verbindlichkeit mit hinübergenommen, der Königl. Steuer 
katasterkommission in allen wissenschaftlichen Fragen jederzeit mit seinem 
Beirate treu zur Seite zu stehen. 
Der letzteren Verpflichtung konnte er in der nächsten Zeit um so 
leichter nachkommen, als er in den ersten zwei Jahren in Verbindung 
mit Georg v. Reichenbach nur bei dem Entwürfe und der Ausführung 
der Sternwarte mitzuwirken und erst nach völliger Austrocknung ihres 
Mauerwerks, d. i. am Ende des dritten Jahrs (September 1818) die für 
ihn bestimmte Wohnung zu beziehen und die kostbaren neuen Instru 
mente aus den Werkstätten von Utzschneider, Reichenbach und Fraun 
hofer aufzustellen und auf ihre Leistungsfähigkeit zu untersuchen hatte. 
Diese mit eben so grosser Gewissenhaftigkeit als Sachkenntnis durch 
geführte Untersuchung hat wesentlich mit zu dem Rufe der genannten 
Werkstätten beigetragen: dass sie wahre Pflanzschulen der Feinmechanik 
seien, die nirgends ihresgleichen hätten. 
Von dem Zeitpunkte an, wo Soldner die Gewissheit erlangt hatte, 
dass seine Instrumente den höchsten an sie zu stellenden Anforderungen 
Genüge leisten, mit dem Beginne des Jahres 1820 widmete er sich mit 
dem gleichen Eifer, wie zuvor der Geodäsie, nunmehr der praktischen
	        
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