Full text: Johann Georg Soldner und sein System der Bayerischen Landesvermessung

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Kenntnisse durch gehaltlose Schriften oder eingebildete Entdeckungen 
in den Vordergrund drängten. Er selbst, frei von aller Eitelkeit und 
dem Bestreben zu glänzen, arbeitete nur für die Wissenschaft und be 
fasste sich niemals mit populären Darstellungen, weil sie nach seiner 
Überzeugung der Wissenschaft nichts nützten. Bei solcher Richtung seines 
Wesens konnte er allerdings den Beifall der Dilettanten nicht gewinnen, 
aber die Achtung einheimischer und auswärtiger bedeutender Forscher 
und gelehrter Gesellschaften, wie auch sonstige Anerkennung fehlte ihm 
nicht. Im Jahre 1825 wurde er auf Friedrich Wilhelm Herschel’s Vor 
schlag zum auswärtigen Mitgliede der astronomischen Gesellschaft in 
London ernannt, eine Ehre, deren sich nur die verdientesten Astronomen 
des Kontinents zu erfreuen hatten; in demselben Jahre verlieh ihm sein 
König das Ritterkreuz des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone, und 
bald darauf erhielt er vom König von Frankreich in Anerkennung seiner 
hervorragenden Beteiligung an der Längengradmessung zwischen Paris 
und München die Dekoration mit dem Ritterkreuze des Ordens der fran 
zösischen Ehrenlegion. 
Soldners Schriften eingehend zu besprechen würde sich für diesen 
Ort und die heute gebotene kurze Zeit wenig eignen; für meinen Zweck 
genügt es auch, sie im allgemeinen zu charakterisieren und nur von einigen 
den Inhalt näher anzugeben. Was aber alle Schriftwerke Soldners, bei 
ihrer allerdings kleinen Anzahl, auszeichnet, ist ihre Gründlichkeit und 
Originalität: sie geben in höchst knapper aber klarer Ausdrucksweise 
nur Neues und vermeiden es durchaus, bereits Bekanntes auf neue Art 
zu behandeln. 
Eine seiner ersten in Berlin verfassten astronomischen Abhandlungen 
bezieht sich auf die relative Bewegung der Fixsterne, der er später auf 
der Sternwarte in Bogenhausen, wie wir wissen, eine achtjährige ange 
strengte Beobachtungsthätigkeit gewidmet hat. Welche Selbstverleugnung 
eine solche Erforschung des Fixsternenhimmels erfordert, ergibt sich aus 
folgender kurzen Betrachtung. Die Fixsterne sind nicht, wie ihr Name 
andeutet, unveränderlich an einen bestimmten Ort des Weltraums ge 
bannt: sie bewegen sich vielmehr auch nach einer von der Natur vor 
gezeichneten Richtung, ohne dass sich dabei ihre gegenseitige Lage, wie 
sie uns in den Sternbildern erscheint, verschiebt. Ihre Ortsveränderungen 
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