Full text: Das Verebnen der Kugeloberfläche für Gradnetzentwürfe

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darin bewährt, dafs er Mercator nicht als belgischen, sondern als 
deutschen Geographen bezeichnet. 
Wie man sieht, genügte die Wrightsche Tafel allen Ansprüchen 
für den praktischen Gebrauch vollauf, aber Wright wufste selbst recht 
gut, dafs sein Verfahren immerhin nur eine Annäherung blieb. Er 
sagt, dafs die Tafel noch genauer ausfallen würde, wenn die Vergröfse- 
rung noch mehr paulatim als nach Minuten, z. B. für jede zehn Sekun 
den berechnet würde: he that listeth to he more precise, may make the 
like fahle to decades or tens of seconds, not withstanding the Geome- 
trician, that desireth exact truth, cannot he so satisfied neither. Schon 
Mercator hatte sich über diesen Punkt in zutreffendster Weise ge- 
äufsert, indem er sein Verfahren mit dem des Archimedes bei der 
Quadratur des Kreises verglich. Er selbst habe gerade wie dieser sich 
dem gesuchten wahren Werte nur mehr und mehr annähern können, 
die genaue Formel müsse noch gefunden werden. Das strenge mathe 
matische Gesetz, nach dem sich die Vergröfserung des Meridians voll 
zieht, wurde erst später und, wie mit Grund vermutet wird, durch 
Zufall entdeckt. In einem Anhänge zu Norwood’s Epitome of Navi 
gation 1645 machte Henry Bond bekannt, dafs die Zunahme der Meri- 
dionalteile in derselben Weise erfolge, wie die logarithmischen Cotan- 
genten der halben Breitencomplemente 45°— wo 9 die Breite be 
deutet. Den Beweis dafür lieferte dann Halley mit Hülfe der stereo 
graphischen Projektion. Die folgende Darstellung schliefst sich ihm 
teilweise an. 
§ 45. Die im Zeitalter der Entdeckungen gebrauchte ,,platte“ 
Karte, auf der jeder Breiten- und Längengrad die Lineargröfse eines 
Äquatorialgrades hat, also nach unserer Bezeichnung das höhentreue 
säulige Gradnetz, besafs neben ihren Mängeln einen grofsen Vorzug, 
der ihr auch nach Einführung der „runden“ Karte, wie man das 
Gradnetz Mercators, weil es auf die Rundung der Erdoberfläche Rück 
sicht nahm, bis in unser Jahrhundert hinein zu nennen pflegte, noch 
auf lange Zeit die Gunst der Seeleute erhielt. Es gab damals an 
Mitteln zur Ortsbestimmung nur zwei, auf die einigermafsen Verlafs 
war, weil mau dafür die nötigen, wenn auch nicht sehr genauen Mefs- 
werkzeuge besafs. Die Beobachtungen mit dem Astrolabium oder dem 
Gradstock lieferten die geographische Breite, und der Kompafs gab die 
Richtung des zurückgelegten Weges. Und weil damit die eigentlichen 
Messungen erschöpft waren, so findet man auf der platten Karte auch 
nur einen nach der Breite graduierten Meridian und aufserdem zahl 
reiche Kompafsrosen. Längenbestimmungen mit Hülfe von Uhren oder 
durch Monddistanzen wurden erst nach Jahrhunderten ausführbar, und
	        
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