Die von Gauss geschaffene Methode der kleinsten Quadrate ist einerseits noch
'lange nicht so bekannt und gewürdigt, als sie es verdient; andererseits ist sie häufig
missverstanden und demgemäss in irriger Weise angewendet worden. Es bestehen
freilich auch ausser den beiden von Gauss in lateinischer Sprache geschriebenen
Schriften wenige andere, die diese Methode auf mathematischen Grundsätzen auf
bauen, da die ausführliche Abhandlung Encke’s in dem Berliner astronomischen
Jahrbuche (1834 — 1830) nicht als besondere Schrift erschienen ist. Einige an
dere Werke, in denen die Methode der kleinsten Quadrate gelegentlich berührt
wird, haben dieselbe entweder zu kurz oder zu oberflächlich behandelt. Es schien
daher dem Verfasser an der Zeit, diese Methode, ohne — wie gewöhnlich ge
schieht — durch Einfügen der Rechnungsmethoden den Gedaukengang zu unter
brechen , in wissenschaftlicher Weise darzustellen, und auf Beispiele anzuwenden,
welch’ letztere aus der grossen Anzahl dazu passender, ihrer praktischen Wichtig
keit nach ausgewählt wurden. Es wird dadurch von selbst klar werden, in welchen
Fällen diese Methode angewendet werden kann und soll, und in welchen von ihrer
Anwendung keine Rede sein kann; ebenso auch, was sie im erstem Falle leistet.
Als Anwendung wurde namentlich die Ausgleichung der Winkelbeobachtungen bei
einer grossen geodätischen Vermessung ausführlich behandelt; eben so wurde
mehrfach gezeigt, wie man mittelst der Methode der kleinsten Quadrate die relative
Güte der Instrumente, mit denen man die Beobachtungen anstellt, ermitteln kann,
was in anderer Weise wohl kaum zu erreichen ist.
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