Einleitung.
3
gesteckte Ziel es erforderte. Für denjenigen, dem dieses Gebiet bereits geläufig
ist, erscheint die Mitteilung desselben doch nicht unerwünscht; man will das
Material, das angewandt werden soll, zur Hand haben. Für Leser aber, denen
die synthetische Geometrie fremd ist, dürfte das hier als Einführung Dargebotene
eher zu kurz als zu weit gegriffen erscheinen. Es kann nicht dringend genug
empfohlen werden, sich die Elemente, wenigstens soweit sie hier Aufnahme
gefunden haben, anzueignen. Dazu gehören die Sätze über die Doppelverhältnisse
projektivischer Gebilde, die »schiefe Projektion«, die Erzeugung der Kegelschnitte,
die Doppelgebilde und die einfachsten räumlichen projektivischen Gebilde. Alle
diese Lehren sind im Folgenden vorangestellt, in einigen Fällen in der klassischen
Fassung J. Steiners, mit Beibehaltung der Figuren in Steiners berühmtem
Werke 1 ), damit der Leser sich dort sofort zurechtfinde, falls er tiefer einzu
dringen wünscht. Für den Leser, dem die geometrischen Hülfslehren aus der
synthetischen Geometrie zu grosse Schwierigkeiten darbieten, diene die Bemerkung,
dass der grösser gedruckte Text so abgefasst wurde, dass er auch ohne die
Einschaltungen in kleinerer Schrift verständlich sein musste. Wem endlich die
Elemente der synthetischen Geometrie gar zu viel Mühe verursachen, der be
ginne mit dem II. Abschnitt »das perspektivische Zeichnen« (Seite 26). Nur
selten wird er Aussprüchen begegnen, die seinem Verständnis entgehen, so lange
er sich an den mit grösserer Schrift gegebenen Text hält.
Dem zweiten Teile, der Massperspektive, wurden vorausgeschickt die Lehren
von den harmonischen Elementen, von Pol und Polaren in Bezug auf Kreise
und Kegelschnitte, endlich die Kreis- und Punktensysteme. Dieser zweite Teil
dürfte dem Anfänger weniger Schwierigkeiten bereiten, als jener erste. Auch
hier kann der nicht speziell mathematisch gebildete Leser sich mit dem allge
meinen Verhalten von Pol und Polare begnügen, mit Verzicht auf die etwas
umständliche Beweisführung, die wir (in kleinerer Schrift) in Steiners Fassung
aufnahmen. Bei perspektivischen Konstruktionen finden die Lehren der syn
thetischen Geometrie vielfach Anwendung; ein umfassenderes räumliches Vor
stellen tritt als bleibender Gewinn hervor. Da ein Kreis, perspektivisch, als
Kegelschnitt auftritt, so ist die Zeichnung von Kegelschnitten von erhöhtem
Interesse, und zwar um so mehr, je besser der Leser mit ihren Haupteigen
schaften vertraut ist. Es war indess undenkbar, hier alle jene Sätze zu be
weisen, die der Zeichner ausnützen und anwenden kann. Deshalb werden sie
ohne Beweis im Anhang kurz zusammengestellt; es wird vielen Lesern angenehm
sein, die zahlreichen, schönen Eigenschaften geordnet beisammen zu haben.
Der allbekannten Methode, bei gegebenem Grundriss und Aufriss ein per
spektivisches Bild zu entwerfen, sind nur wenige Zeilen gewidmet, weil mit dem
einfachsten Massprinzip das Verfahren klargestellt ist und keine Erweiterung
der Anschauung daraus zu gewinnen ist.
1) Jacob Steiner: »Systematische Entwickelung der Abhängigkeit geometrischer
Gestalten von einander«, Berlin t832. Siehe Ostwalds Klassiker der exakten Wissen
schaften Heft 82 und 83.