Full text: Die Landvermessung, Theorie des Höhenmessens, das Nivelliren und die Elemente der Markscheidekunst (Theil 2)

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Um eine sehr gute Ackerfarbe zu erhalten, kocht man etwa vier 
Loth Rauchtabak in einer Wiener Maß Wasser, gibt zu dem Absud so viel 
Stangelkarmin, daß die Farbe einen blaßgelben, in's röthltche spielenden 
Ton bekommt, und filtrirt das Ganze durch einen mehrfach zusammenge 
legten Bogen Druckpapier; ob die Farbe den rechten Ton habe, kann erst 
entschieden werden, wenn eine mit ihr angelegte Fläche Zetchenpapier ge 
trocknet ist. 
Mit dieser Farbe ist es sehr leicht, selbst große Parzellen rein anzule 
gen, und zwar desto leichter, je älter sie ist. 
Gibt man dem Tabakabsud einen größeren Zusatz von Stangelkarmin, 
so erhält man die Farbe für die Weingärtenparzellen, doch dürfen 
diese nicht zu roth werden. 
Die Waldparzellen werden mit blassem Tusche angelegt. Eine 
große Waldparzelle gleichmäßig mit Tusch anzulegen, ist nicht leicht, des 
halb gebraucht man dabei die Vorsicht, den Tusch in größerer Quantität 
anzureiben, durch einige Tage stehen zu lassen, dann filtriren und ihn so 
blaß zu nehmen, daß erst durch ein mehrmaliges Anlegen der rechte Ton 
erhalten wird. Große mit frisch angeriebenem, nicht filtrirtem Tusche angelegte 
Parzellen werden immer fleckig. 
Um eine schöne dauerhafte Farbe zu den Wiesenparzeilen zu 
erhalten, kocht man ein Pfund krystallisirten Grünspan, vier Loth kalcinirten 
Weinstein in einer Wiener Maß Wasser und Essig, diese zu gleichen Theilen 
genommen, etwa durch eine Stunde, nämlich so lange, bis sich die Krystalle 
aufgelöst haben; läßt hierauf die Flüssigkeit erkalten, gießt sie in 
ein reines offenes Glasgefäß und läßt sie daselbst so lange ruhig stehen, als 
sich Krystalle absetzen. Ferner gibt man in ein Trinkglas arabische Kreuzbeere 
(Rhamus tinctoria), begießt sie mit Wasser und läßt sie etwa 48 Stunden 
weichen, wodurch das Wasser eine gelbe Farbe erhält. Wird nun von die 
sem sehr wenig in die obige Flüssigkeit gegossen, unb die Mischung filtrirt, 
so erhält man eine schöne grasgrüne Farbe, mit der leicht anzulegen ist, 
nicht glänzt und die mit der Zeit nicht blässer wird; nur muß noch be 
merkt werden, daß die Farbe, sobald die mit ihr angelegte Parzelle ge 
trocknet ist, etwas gelber wird, daher während dem Anlegen zu blau er 
scheinen muß. Auch diese Farbe hat das Gute, daß sie durch die Länge 
der Zeit an Reinheit gewinnt. 
Wasserparzellen werden mit aufgelöstem filtrirten Chemisch-Blau 
entweder ganz angelegt, oder diese Farbe wird an der Schattenseite stärker 
aufgetragen (verwaschen). Eine Wasserparzelle sieht desto schöner aus, je 
schwächer die Farbe genommen, und je öfters jene angelegt worden ist. 
Gebäude aus Holz werden mit Gummigutti angelegt, 
diese Farbe muß aber sehr dünn aufgetragen werden, sonst werden die Par 
zellen braun. 
Gebäude aus Stein erbaut, werden mit aufgelöstem sogenannten 
Flaschelkarmin angelegt; diese Farbe muß in einem gut verstopften Gefäße 
aufbewahrt werden, denn wenn der darin enthaltene Salmiak verflüchtigt ist 
wird sie unbrauchbar. 
Zu den Gassen und Plätzen einer Stadt nimmt man 
Terra äe Siena; zu den Landwegen, eine Mischung der Ackerfarbe mit 
Tusch und Karmin.
	        
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