Full text: Die Landvermessung, Theorie des Höhenmessens, das Nivelliren und die Elemente der Markscheidekunst (2. Theil)

In der Praris wird gewöhnlich in einem Standpunkte zuerst der Hö 
henunterschied, dann der Winkel, zuletzt die Entfernung gemessen, wir wollen 
jedoch hier das ganze Verfahren trennen llnd die Messung jeder dieser Grö 
ßen einzeln besprechen. 
ad A. Das Profil der zu nivellirenden Linie, wird bei der Detailni- 
vellirung durch kurze aber breitköpfige Pflöcke, die ganz eben mit dem Boden 
eingeschlagen sind, in solche Stücke getheilt, daß die Neigung jedes einzelnen 
als durchaus gleich angenommen werden kann. 
Diese Pflöcke sind durch fortlaufende von eins anfangende Zahlen 
beim General-Nivellement auch durch Buchstaben des lateinischen Alphabets 
von einander unterschieden. 
Wendet man nun das Vorwärtsnivelliren an, so stellt man am An 
fange der Linie das Instrument, über den nächsten Pflock die Latte auf, 
jenes so, daß die Okularlinse bei horizontaler Visur über den Anfangspunkt 
zu liegen kommt, und mißt alle Daten, aus welchen der Höhenunterschied 
der Punkte abgeleitet werden kann, bei den gewöhnlichen Instrumenten also 
die Höhe der Latte und des Instrumentes, bei dem größeren Instrumente 
von Stampfer die Größen h, o, u, die Entfernung der untern Zieltafcl 
vom Boden, der beiden Zieltafcln und die Jnstrumentenhöhe. 
Sind nun die Bestimmungsstücke notirt, so wird das Instrument 
in dem folgenden Punkte aufgestellt, die ganze Operation wiederholt, dadurch 
der Höhenunterschied ans dieselbe Art wie vor gefunden. 
Bet dem Nivelliren aus der Mitte stellt man das Instrument in glei 
cher Entfernung von den ersten zwei Pflöcken, über diese aber die Nivellir- 
latten auf, und bestimmt nach der Eigenthümlichkeit des Instrumentes, mit 
dem man operirt, die Lattenhöhe; ist dies geschehen, so kommt das Instru 
ment in gleicher Entfernung der nächsten zwei Pflöcke, über diese die Latte 
zu stehen, die Meßoperation wird wiederholt, dadurch der Höhenunterschied 
dieser Punkte und auf die Art aller folgenden gefunden. 
Während dem Nivelliren muß das Instrument gegen eine einseitige 
Erwärmung durch die Sonnenstrahlen geschützt sein, weil sonst eine ungleich 
förmige Ausdehnung seiner Bestandtheile die Rektifikation beeinträchtigen 
würde. 
Sobald die Höhenunterschiede nach der einen oder der andern Me 
thode zwischen allen auf einander folgenden Punkten bekannt sind, so ist 
es auch die Höhe eines dieser Punkte rücksichtlich jedes andern; denn ad- 
dirt man (inl algebraischen Sinne) die Höhenunterschiede aller zwischen den 
fraglichen gelegenen Punkte, so gibt die positive oder negative Summe an, 
um wie viel der letzte Punkt oberhalb oder unterhalb des erstem liegt. 
Die Nivellirnng aus der Mitte hat gegen jene aus 
einem S t a n d p u n k t e einige Vorzüge. 
a) Die Messung der Jnstrumentenhöhe fällt immer, und die Korrek 
tion wegen der scheinbar horizontalen Visur in dem Falle weg, als der 
Standpunkt des Instrumentes von den beiden Latten gleich weit ist. 
Auf den letzten Umstand wäre kein besonderes Gewicht zu legen, 
wenn der in der Größe w, §. 106, enthaltene Refraktionswinkel l bei 
allen Temperaturen denselben Werth nämlich 0'0653 C hätte, aber nach 
den Beobachtungen Brandes (G ehle r's physikalisches Wörterbuch, (7. Band) 
pnd Mittis das Nivellement mit einem neu erfundenen Instrumente)
	        
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