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gleiche Länge hat, so schließt man ans der Richtung zweier gleich langer Schat
ten ans jene, welche der letztere gehabt hat, als die Sonne im Meridian
des Ortes gestanden ist, und diese Richtung ist eben die Mittagslinie.
Denken wir uns also vor der Hand den Meßtisch Dü, Fig37, orientirt und
horizontal, in einem Punkte 0 desselben
einen Stab vertikal gestellt und ans
diesem Punkte die Kreisbögen aa', bb',
d d'. * . .. beschrieben, so wird das Schat
tenende des Stabes z. B. um 10 Uhr
Vormittags den Kreisbogen in a und
um 2 Uhr Nachmittags in a' treffen,
und somit 0a, 0a' die Lage und gleiche
Länge des Schattens vor und nach dem
Mittage sein; halbirt man den Bogen
aa' in M, so ist CM die gesuchte Mit
tagslinie.
Die praktische Ausführung des Gesagten ist aber folgende: Auf dem
orientirten und horizontal gestellten Meßtische Dü wird das Diopterlineal A
so gelegt, daß die Kante mit dem Objektivdiopter beiläufig gegen Süden zu
liegen kommt, hierauf das Okulardiopter 13 vertikal gestellt, der obere Flügel
des Bergdiopters m n aufgeschlagen, dieses aber bis auf die kleine runde
Oeffttung o durch ein Blatt Papier gedeckt; sodann wird mittelst eines recht-
winklichen Dreieckes die horizontale Projektion 0 von c bestimmt, und von
0 aus werden mehrere koncentrische Kreise aa', bb', dd' auf dem Tischblatte
gezogen.
Die durch o auf das Tischblatt auffallenden Strahlen werden inner
halb des von mn gebildeten Schattens einen lichten Punkt hervorbringen,
welcher viel schärfer wie das Schattenende eines Stabes in dem Augenblicke
piquirt werden kann, sobald er in einem dieser Kreise liegt.
Man darf jedoch diese Beobachtungsmomente nicht zu nahe an den
Mittag nehmen, weil sich da der Punkt zu langsam bewegt, somit der Augen
blick sich nicht scharf angeben läßt, wenn er in einem der Kreisbogen liegt.
Daß man mehrere Kreisbögen beschreibt, geschieht Vorsichts halber,
denn bei einem einzigen Kreisbogen könnte die Sonne gerade in dem Allgen
blicke durch eine Wolke verdeckt werden, als der Lichtpunkt in dem Bogen liegt.
Sobald zwei Pnilkte eilies Kreisbogens auf diese Art bestimmt silld,
ist die Auflösung die obige.
Zusatz. Eine einfache Auflösung dieser Aufgabe folgt aus der Gleichung für die
Konstruktion der horizontalen Sonnenuhren; dabei braucht man nur die eine
Richtung des Schattens nebst der Angabe des Tages und der mittleren Zeit,
wann die Piquirung des Punktes statt gefunden hat, anzumerken.
3. Auflösn n g. Eine für diesen Zweck hinreichend genaue Auflösung
erhält man auch, wenn das vertikal gestellte Okulardiopter gur Zeit des Mit
tags gegen die Sonne, und das Lineal so gewendet wird, daß der lichte
Streifen der Okularspalte in die Kallte fällt, dann liegt die Visirebene nahe
in der Mittagslinie, ihre Richtllng kann daher durch zwei piqnirte Punkte
bleibend bezeichnet werden.
Will man dabei auf die Zeitgleichnng Rücksicht nehmen, so kann die
Allfgabe ganz genau aufgelöst werden.