2
Die Kraft, welche ein Fahrzeug auf einer horizontalen Ebene
in geradliniger Richtung fortbewegen soll, hat zweierlei Widerstände
zu überwinden, und zwar einesteils den Reibungswiderstand der Rä
der au ihrem Umfange und andernteils die Reibung der Räder in
ihren Achsen.
Der erste dieser Widerstände ist selbst auf den bestherge
steilten Strassen sehr bedeutend und zwar nach augestellten Ver
suchen im Mittel 7 mal so gross als der Reibungswiderstand in
den Achseulageru, mit welchem zusammen er ungefähr 1 3o des
Gewichtes des Fahrzeuges beträgt.
Während aber der Reibungswiderstand der Radachsen selbst
verständlich von der Beschaffenheit der Fahrbahn vollkommen un
abhängig, also bei Eisenbahnen ebenso gross ist, wie bei gewöhn
lichen Strassen, erfährt der Widerstand der Räder an ihrem Um
fange bei Schienenwegen eine sehr bedeutende Verminderung, indem
er nie mehr als die Hälfte des Achsenwiderstaudes und mit diesen
zusammen bei einer mittleren Bewegungsgeschwindigkeit von circa
9 Kilometern pro Stunde nur V200 , und wenn das Fahrzeug gut
konstruiert und gut geschmiert ist, selbst nur 1 j250 des Bruttoge
wichtes des Fahrzeuges beträgt.
Die Summe der Widerstände ist also auf einer Schienenstrasse
7 bis 9 mal geringer als auf einer guten Strasse, d. h. dieselbe be
wegende Kraft kann auf einer Schienenstrasse eine 7 bis 9 mal
grössere Last mit derselben mittleren Geschwindigkeit von 9 bis
10 Kilometer pro Stunde fortbewegen als auf einer Landstrasse.
Dagegen tritt allerdings bei der auf Eisenbahnen üblichen Vermeh
rung der Geschwindigkeit der Bewegung noch ein anderer Wider
stand entgegen, nämlich jener der Luft, der selbst bei vollkomme
ner Windstille so fühlbar ist, dass z. B. bei einer Geschwindigkeit
von 60 bis 70 Kilometer pro Stunde derselbe Motor kaum den
dritten oder vierten Teil jener Last fortzuschaffen im stände ist,
den er bei der obenerwähnten gewöhnlichen Geschwindigkeit des
Strassenfuhrwerks noch fortbewegt.
Geht nun die Fahrbahn aus der horizontalen Lage in eine
steigende über, so tritt eine Vermehrung des Zugswiderstandes
ein, die jedoch keineswegs in einer Vermehrung der früher erwähn
ten Reibungswiderstände begründet ist, sondern durch das Gewicht
des Fahrzeuges hervorgerufen wird , das durch dieselbe bewegende
Kraft auf der geneigten Ebene gleichzeitig auf eine gewisse Höhe
gehoben werden muss. Es ist klar, dass dieser letztere Widerstand
mit der Grösse der Steigung zunimmt, ja er kann derart anwach-
sen, dass bei einer gewissen Steigung die ofterwähnten Reibungs
widerstände nur mehr einen kleinen Bruchteil des Gesamtwider
standes bilden. Vielfältige Versuche haben in Uebereinstimmung mit
den theoretischen Berechnungen in dieser Hinsicht gezeigt, dass bei
einer für das Auge noch kaum merklichen Steigung von V200 der
Zugswiderstand bereits doppelt, bei einer solchen von x /ioo bereits
dreimal, bei Steigungen von
Vs 0, V'JO, Veo, Vs 0, V<to, V 35, V30, V25, V20
3,5 3,86 4,33 5,0 6,0 6,71 7,67 9 11 mal