41
nicht die richtige Bedeutung beigelegt, die ihnen thatsächlich des
halb gebührt, weil von ihnen häufig das Resultat der ganzen
Rekognoszierungsreise massgebend beeinflusst wird.
Bei der grossen Wichtigkeit, welche die erste Rekognoszie
rungsreise oft für den ganzen Gang der Tracieruugsarbeiteu besitzt,
ist es im allgemeinen gut, wenn der die Rekognoszieruug
vornehmende Ingenieur sich auf dieser Reise von einem im Eisen
bahnfache erfahrenen Kollegen begleiten lässt, da er dadurch in
die Lage gesetzt wird, in zweifelhaften Fällen seine Ideen über die
Bahuanlage durch Meinungsaustausch an Ort und Stelle zu klären;
jedoch ist diese Begleitung keineswegs notwendig, und deren Nutzen
für die Arbeit in keinem Falle so gross, wie der Nachteil ist, der
daraus entstehen kann, wenn der traciereude Ingenieur sich durch
Laien begleiten lässt, die seine Aufmerksamkeit oft unnötiger Weise
von dem Gegenstand ablenken, und dadurch den Zweck der Reise
schädigen könuen. Dagegen wird die Mitnehmung eines intelligen
ten Dieners, welcher ebenfalls beritten sein, und in allen Fällen
die Landessprache sprechen muss, die Thätigkeit des Ingenieurs
oft namhaft erleichtern, und somit von Vorteil sein.
Ausser der Landkarte führt der Ingenieur ein Notizbuch, ein
gutes Fernrohr und ein Messband von etwa 20 in Länge mit sich.
Soviel über die äussere Ausrüstung.
Die Rekognoszierung selbst begreift nnu die mit aller Müsse
vorgenomrneue Besichtigung der Landschaft, welche die Bahnlinie
durchschueiden soll, in sich und erstreckt sich auf alle jene Er
hebungen und Untersuchungen, welche den Bahnbau in bau- oder
betriebstechnischer Beziehung beeinflussen können. Hierher gehört
nicht uur die topographische, sondern auch die geognostische Be
schaffenheit des Terrains, uud in weiterer Folge die Beobachtung
aller jener Verhältnisse, die geeignet sind, auf die nachmalige Ren
tabilität der Bahn einzuwirken.
In fast allen Fällen wird der Ingenieur in der Lage sein, uach
dem Studium einer mit genügenden Details und mit Terrainzeich-
nungeu versehenen Karte, zwischen den zwei Endpunkten der pro
jektierten Linie, die Trace selbst mit alleiniger Rücksicht auf die
topographische Beschaffenheit des Terrains in die Karte annähe
rungsweise einzuzeichnen, bevor er noch an die Rekognoszierungs
reise geht. Diese so in Aussicht genommene Linie hat er nun auf
seiner Reise in ihrer Hauptrichtuug zu verfolgen, und dabei nament
lich darauf sein Augenmerk zu richten, ob nicht aus verschiedenen
Rücksichten eine stellenweise Umlegung der ä priori bestimmten Linie
Platz zu greifen hätte. Diese Rücksichten können lokaler Natur
sein, und ebensowohl durch topographische Verhältnisse, soweit
dieselben auf der Karte nicht ersichtlich sind, als auch in geognosti-
schen Verhältnissen ihren Grund haben.
Die Anlage der in der Nähe grösserer Orte mit Rücksicht
auf die lokalen Bedürfnisse uud auf die Gestaltung des Terrains
von vornherein projektierten Stationsplätze, die Bedingungen, unter
welchen unvermeidliche Flussübersetzungen anzubringen sind,
die Erhebung der höchsten Wasserstände in der von der Bahn