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sich in den meisten Fällen für die zu tracierende Linie zwei und
auch mehrere oft weit voneinander entfernte Tracen als möglich
und zweckmässig ergeben. Zweck einer zweiten Rekognoszierung
der in die Karten eingetragenen verschiedenen Tracen, und wenn
diese nicht hinreicht, eines tiefer gehenden Studiums der in Aus
sicht genommenen Linien ist es dann, zwischen den verschie
denen Lösungen diejenige zu finden, welche dem angestrebten Ziele
am besten entspricht.
Vor jeder Rekognoszierung sind sonach zuvörderst gute Land
karten in genügend grossem Massstabe zu benutzen und soweit
solche nicht vorhanden sind , dieselben unter Berücksichtigung der
wichtigsten die Bahnführung beeinflussenden lokalen Vorkommnisse
wie Flussläufe, Strassen, Gebäude, Thäler etc. aufzunehmen, hier
auf Höhenbestimmungen der massgebenden Punkte vorzunehmen,
und nach diesen vorläufigen Daten eine Linie, welche den gegebe
nen Richtungs- und Steigungsbedingnissen am besten entspricht,
zu entwerfen.
Diese Linie wird als Grundlage für die weiteren Studien
am Felde benutzt, und ist selbstverständlich nach den Resultaten
derselben oft grossen Aenderuugen unterworfen. Nicht selten wird
durch eine solche Rekognoszierung auch die absolute Unbrauchbar
keit einer von vornherein annehmbar scheinenden Trace nachge
wiesen
Im allgemeinen hat der Ingenieur bei dieser Rekognoszierung
dieselben Beobachtungen über Hochwasserstände, geognostische Be
schaffenheit des Terrains, Vorhandensein von Baumaterialien u. s. w.
anzustellen, wie dies am Eingänge dieses Kapitels erwähnt wurde,
und wird es ihm bei einiger Uebung in den meisten Fällen nach
Vornahme dieser Rekognoszierung schon möglich sein, diejenigen
Stellen seiner provisorisch festgestellten Trace zu bezeichnen, wo
dieselbe einer Aenderung bedarf oder einer Verbesserung fähig ist.
Das Vorimelleinent.
Hat der tracierende Ingenieur die Rekognoszierung des Ter
rains mit Beachtung aller jener Andeutungen vorgeuommen, die in
den vorhergehenden Auseinandersetzungen gemacht wurden, so wird
er im stände sein, an den Ausgangspunkt der Liuie zurückgekehrt,
sich bereits ein annäherungsweise richtiges Bild über die baulichen
Verhältnisse der zu tracierenden Bahn zu bilden. Die ganze Trace
wird vorbehaltlich weiterer im Detail vorzunehmender Aenderungen
in seiner Reisekarte eingezeichnet sein, und diese Karte bildet nun
mehr den Führer für die nächste nicht minder wichtige Operation,
nämlich für das V o r n i v eil eme n t.
Mit dem Vornivellement einer Eisenbahntrace verfolgt man
zweierlei Zwecke: Dasselbe soll nämlich in erster Reihe ein an
näherungsweise richtiges Bild der Höhenverhältnisse jener Linie
liefern, welche sich bei der vorgenommenen Terrainrekognoszierung
als scheinbar günstigste Trace für die Führung der Bahn empfohlen