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Rühlmann 1 ) geht noch weiter, indem er den Satz aus
spricht 2 ): „Die Thermometer der meteorologischen Stationen
geben uns keine wahren Lufttemperaturen, sondern andere
Werte“.
Rühlmann geht mit dieser Behauptung oifenbar zu weit,
und es darf hier wohl die Kritik Sprungs 3 ) zitiert werden:
„ Es stünde aber schlecht um die physikalische Bedeutung
unserer meteorologischen Beobachtungen, wenn die Differenzen
wirklich so grofs wären, wie Rühlmann anzunehmen geneigt ist“.
Auch ohne dafs wir die Temperaturangaben der Thermo
meter verantwortlich machen, kann und mufs sogar im allge
meinen die mittlere Säulentemperatur von dem Mittel der Luft
temperaturen an beiden Stationen verschieden sein.
Vor allem ist zu bedenken, dafs beide Stationen — selbst
bei relativ geringer Horizontalentfernung — durchaus nicht die
Forderung erfüllen, in einer Vertikalen übereinander zu liegen.
Es ist deshalb mit Berücksichtigung des Strahlungseinflusses
des Bodens auf die ihm auflagernden Luftschichten geradezu
selbstverständlich, dafs die Lufttemperatur im Niveau der oberen
Station, aber vertikal über der unteren, bei weitem nicht in
dem Grade steigt (bezw. sinkt), als die Temperatur an der
oberen Station.
Damit erklären sich also ungezwungen die extremen Höhen
um die Zeit der entsprechenden Temperaturextreme.
Aufser der Forderung der vertikalen Lage der Stationen
übereinander ist nun eine weitere Bedingung für die Richtig
keit der Einführung des Temperaturmittels in die Höhenformel
die konstante Änderung der Temperatur mit der Höhe. Doch
ist — wie nach dem vorigen zu vermuten — ein nicht linearer
Zusammenhang der Temperatur mit der Höhe nicht imstande,
die grofse Amplitude der Höhenfehlerperiode zu erklären, was
wir im folgenden zeigen wollen.
Das Temperaturgesetz sei etwa dargestellt durch
t = t u -f- a x -f- b x 2 (1)
Sonach würde sich die Mitteltemperatur x einer Säule von
der Höhe x = h ergeben zu
1 ) Rühlmann, Die barom Höhenmessungen etc.
2 ) 1. c. p. 78
3 ) Sprung, Lehrbuch der Meteorologie, p. 76.