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den mitunter von Practikern an mich gerichteten Fragen, dafs sie
recht wohl wissen, wie die sogenannte höhere Geodäsie durch
diese neue Methode reformirt worden ist, und also nur gar zu
gern auch in ihren gewöhnlichen Geschäften, wenigstens bei Ge
wissensfällen, Gebrauch davon machten, wenn sie es nur anzufan
gen wüfsten. Solche Gewissensfälle aber, wo der Practiker sich
mit getreuer Befolgung seiner Instruction allein noch nicht beru
higt, sondern darnach verlangt, die Ilülfsmittei zu kennen, welche
die Wissenschaft zur Erforschung der Wahrheit noch überdies an
bietet, sind doch so ganz selten nicht, und pflegen eben dem
sorgfältigsten und zuverlässigsten Arbeiter am ehesten Sorge zu
machen.
Wenn ich es nun unternahm diesem Bedürfnisse entgegen zu
kommen, so verhehlte ich mir dabei nicht die grofsen Schwierig
keiten, die solches mit sich führt; ja ich halte die Aufgabe: ein
Lehrbuch über einen neuen Zweig der Wissenschaft zu schreiben,
der dadurch dem Bedürfnisse der gewöhnlichen Praxis zugänglich
werden soll, für eine der schwersten, die es überhaupt giebt. Ein
solches Lehrbuch, was den Namen eines guten vollständig verdie
nen sollte, müfste offenbar zwei Erfordernisse vereinen, deren je
des für sich schon eine vielleicht noch nie genügend erreichte
Aufgabe bildet. Zuvörderst nämlich müfste der Verfasser das,
was er im Einzelnen nach und nach durch immer wiederholtes
Studium in sich aufgenommen und zu seinen practischen Geschäf
ten benutzt hat, dergestalt bei sich verarbeitet haben, dafs der
sämmtliche Stoff ihm wie ein organisches System gegenüberstände,
dessen einzelne Theile also nun nicht mehr blofs zusammenge
fügt, sondern als aus dem Ganzen gewachsen erschienen. So
dann aber müfste er sich in die Anschauungs-Weise seiner Leser
so lebhaft zu versetzen wissen, dafs dieselben bei seinem Vor
trage die ganze Lehre gleichsam mit zu erfinden und lauter ganz