§ 1. Einleitung.
Das Wort „Geodäsie“ stammt aus dem Griechischen.
Aristoteles spricht im 2. Buch der Metaphysik von dem
Unterschiede zwischen der Geodäsie und Geometrie, indem
er offenbar diese Bezeichnungen als bekannt voraussetzt.
Wenn daher auch die Herkunft des Namens ungewiß ist, so
wird man andererseits kaum fehlgehen, wenn man annimmt,
daß die Geodäsie ihren Anfang in Ägypten genommen hat,
worauf verschiedene griechische Zeugnisse hinweisen. Tat
sächlich sind schon in sehr frühen Zeiten in diesem Lande
Vorschriften für die Feldervermessung vorhanden gewesen.
Indem die jährlichen Überschwemmungen des Nilstroms die
Eigentumsgrenzen vernichteten, machten sie die Verteilung
und Umgrenzung der Grundstücke zu einer immer wieder
kehrenden Aufgabe. Daher war hier, der Bedeutung des
Wortes entsprechend, die Landteilung der ursprüngliche In
halt der Geodäsie.
Mit der Erweiterung des Vermessungsgebietes entstanden
die Begriffe der Feldmessung, Landesvermessung und Erd
messung. Gleichzeitig wuchsen die Anforderungen an die
Genauigkeit der Messungen und damit zusammenhängend an
die Vervollkommnung der Instrumente. Und während bei
geringer Ausdehnung des Gebietes die Vermessungsfläche
als Ebene angesehen werden kann, muß bei den gewöhnlich
unter dem Namen „höhere Geodäsie“ zusammengefaßten Auf
gaben die Gestalt der Erde oder wenigstens ihre Krümmung
in dem betrachteten Gebiete berücksichtigt werden.
Obgleich in dem vorliegenden Bande hauptsächlich der
jenige Teil der Geodäsie, der als „niedere Geodäsie“ be
zeichnet wird, behandelt werden soll, so wird doch keine
strenge Abgrenzung durchgeführt werden, indem die Feld
messung und Einzelvermessung an die Landesvermessung
Galle, Geodäsie. j