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§. 28.
Aufgaben zum Prüfen und Benutzen einer topographischen
Zeichnung.
Wir sehen, daß die genauen Ausmessungen, welche
man mit den beßten Werkzeugen vornimmt, wo Zeit und
Raum nicht beschrankt sind, und die man allmälig in Ab
schätzungen übergehen läßt, wenn Raum und Zeit beschränkt
werden, unser Auge, unser Urtheil, und somit unsere Ge
schäftfähigkeit ausbilden. Wenn man also dem Topogra
phen den Rath gibt, bei seinen ersten Uebungen im Auf
nehmen eines Berges, die Abdachungen desselben mit Ho
rizontalen zu überziehen und manche andere Hülfmittel zur
genauesten Grundlegung des Berges anzuwenden, so hat
man dabei die Absicht, das Auge des Zeichners zum rich
tigen und schnellen Abschätzen — für Fälle, wo Raum und
Zeit auf's Höchste beschränkt sind, wie z. B. bei militairi-
schen Rekognoszirungen — geschickt zu machen, nicht aber
ihn zur Pedanterie zu verführen, wie die vornehmen und
gelehrten Widersacher dieser Zeichnunglehre (die ihre Uebun
gen bei der Muße des Friedens mit flüchtiger Aufnahme
nach dem bloßen Anblick anfangen, und bei den allcrflüch-
tigsten Rekognoszirungen im Kriege trigonometrische Ope
rationen ausführen) dem Publikum weiß machen wollen.
So will man auch, durch die hier folgenden Aufgaben
und Sätze für die Prüfung einer topographi
schen Zeichnung im großen Maßstabe, das Auge
für das flüchtige Lesen einer dergleichen Zeichnung im klein
sten topographischen Maßstabe bilden. Es wird für den
Mann von gesundem Verstände nicht schwer seyn, die An
wendung davon nach dem jedesmaligen Zweck und nach
Maßgabe von Raum und Zeit zu ordnen.
Wir nehmen den Plan von Ober - Wiesenbcrg
vor uns.
Soll gefunden werden, welchen Neigewinkel der
Boden an irgend einem Orte, z. B. bei A habe,