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lich Wachsthum und Leben entstehet. Bei einem ge
wissen Grad von Kälte verliert das Wasser seine Flüssig
keit und gefriert zu Eis, zum festen Körper, der einen etwas
großem Raum einnimmt, als das Wasser im flüssigen
Zustande. Dieser Grad von Kälte zerstört das Wachsthum
und Leben; er hebt den Zusammenhang der von der Nässe
durchdrungenen Massen auf und ist also das Mittel, die
felsige Erdoberfläche fruchtbar zu machen.
Im Mittellande von Europa erhält sich, während der,
4 bis 5 Monate dauernden Sommerzeit, eine Tag uui>
Nacht anhaltende Wärme bis zur Höhe von 4000
Par. Fuß über dem Meere. Höher hinauf gefriert es
schon in manchen Nächten. Bei 8000 Fuß Höhe bleibt
der Schnee beständig liegen, er thaut zwar im Sommer
bei der Sonnenwärme, gefriert aber zur Nacht. Die Ge
birge in dieser Höhe sind also mit ewigem Schnee
und Eis bedeckt, welches zu manchen Zeiten und an man
chen Orten sich nach und nach weit tiefer hinabsenkt, je
nachdem die Abhängigkeit des Bodens das Herabrutschen
begünstigt. Bei einer Höhe von 30000 Fuß herrscht
auch im heißesten Sommer beständige Eiskälte. Die
wässerigen Dünste in der Luft, die Wolkenspitzen, sobald
sie diese Höhe erreichen, gefrieren, platten sich ab, der Waf-
serdunst gewinnt das Uebergewicht über die Luft und fällt
in Eis-Flocken, als Schnee, gegen die Erde; oftmals thauet
er unterwegs in den tiefern Luftschichten wieder auf und
verdünstet, ohne die Erde zu erreichen; gemeiniglich aber
fällt er in Tropfen herab. Ist die Kälte in den höheren
Luftschichten sehr groß und gehet sie tief herunter, so ballet
sich an den Schneeflocken im Herabfallen der Wafferdunst
der untern Wolken, durch die sie fallen, als Eis an, und
es fallen Schlossen oder Hagel auf die Erde. Im Win
ter berührt die Schnee-Region, ja selbst die Eis-
Region mehrere Tage und Wochen lang die Erde.
Daher der Niederschlag des Wassers aus der Luft im Win