Neue Bahnen und neue Aufgaben.
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gebenen Punktmanier (s. später) scheint ein wesentlich vorteilhafteres Bild zu geben.
Bis jetzt steht die Felszeichnung als etwas Besonderes im Kartenbild, sie scheint mit
den übrigen Geländedarstellungselementen nicht recht verwachsen zu sein. Diesem
Sonderdasein bereiten die neuesten Karten der sächsischen Landesaufnahme in 1: 10000,
die Gebiete der Sächsischen Schweiz zum Vorwurf haben (Karte des Schrammstein
gebietes), ein Ende. 1 Bei ihrem Anblick merkt man, daß die Felszeichnung organisch
ins ganze Kartenbild hineinpaßt. Mag sein, daß sich das quadernaufbauende Elb-
sandsteingebirge für diese Art Verquickung von Kartenelementen hervorragend eignet.
33. Verschmelzung von Landkarte und Meerestiefenkarte. Über das Ungereimte
einer Kombination von Terraindarstellungen hat man bis jetzt noch kein Wort ver
loren, nämlich über die inkonsequente Verschmelzung von Landkarte mit
Me er es tiefenkarte. In verschiedener Intensität wird gemeinhin die blaue Farbe,
die dem Meere als liquidem Element zukommt, stufenweise im Sinne der Höhenschicht
karte gebraucht. Dieses Bild wird meistenteils mit einem Landkartenbild in Schraffen-
darstellung verbunden, auf Spezialkarten sowohl wie auf Atlaskarten; in konsequenter
Weise müßte das Land gleichfalls in farbigen Schichten (Nuancen einer Farbe) dar
gestellt werden. Nur wenige Autoren haben dies bis jetzt (mehr intuitiv) befolgt. —
Nun ist es kein Ding der Unmöglichkeit, den Meeresboden gleichfalls in Schraffen
darzustellen. Die ältern, hierher zielenden Versuche, abgesehen von den Meeresgebirgen
des Buache, sind ganz vergessen worden, und doch war es kein geringerer als J. M.
Ziegler, der auf der Europakarte seines Hypsometrischen Atlasses vom Jahre 1856
den Boden des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres mit Gebirgsschraffen bedeckte,
um darzulegen, daß die Hypsometrie auch vor dem Meeresbecken nicht halt machen
darf. Der Anblick der Karte ist interessant und doch befriedigt er nicht, das Auge
wird durch die Gebirgsdarstellung des Meeresbodens irre geführt, was Ziegler leicht
hätte vermeiden können, wenn er die Meeresfläche mit einem leichten blauen Ton be
deckt haben würde, wodurch sich die unter dem Meeresspiegel befindliche orographische
Gestaltung der Erdrinde klar und eindeutig von der über dem Meeresspiegel hinaus
ragenden abgehoben hätte. In dieser Weise eine Karte nach den neuesten Tiefsee
lotungen herzustellen, dürfte eine lohnende Aufgabe sein; unter Umständen könnten
die Schraffen des Meeresbodens etwas leichter im Druck gehalten werden. Auch hier
gibt es noch vielerlei Probleme zu lösen. Warum soll nicht einmal eine Isohypsenkarte
gezeichnet werden, deren Ausgangspunkt für die Schichtzeichnung und -kolorierung
der tiefst gelotete Punkt des Weltmeeres ist? Sie würde mit zu der Erkenntnis bei
tragen, daß der Unterschied der orographischen Gestaltung zwischen Meeresboden
und trockner Erdoberfläche gar nicht so groß ist, wie allgemein noch angenommen
wird. Auf diese Unebenheiten des Meeresbodens haben u. a. A. Penck in seiner Morpho-
1 C. Treitschke schreibt selbst hierüber. „Bei dem besondern Charakter der Sandstein
formationen, bei dem tellerförmigen Geschiebe der Felsmassen, den freigelagerten Kopfformen und
abgeschwemmten Tallagerungen wurde in Anschauung der Natur eine bildliche Darstellung der
Felsen versucht. Die abgeschliffenen, runden und weichen Formen erfolgen, günstig für Zusammen
wirkung von Schichtlinien mit Felsen, durch horizontal gerichtete Linien, die wiederum durch kurze
senkrechte Verbindungen dargestellt werden. In den Kehlen und Schluchten werden die Felsbänder
durch zackige senkrechte Linien verbunden und damit die typischen Abbruchstellen angedeutet.
Senkrecht abstürzende Terrassen und Durchbruchstellen werden im Aufriß gezeichnet und können
in besonders schwierigen Stellen schräg beleuchtet werden“ (Die Landesaufnahme Sachsen von 1780
bis 1921. Beiträge zur deutschen Kartographie. Leipzig 1921, S. 58, 59).