Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Kartographie als Wissenschaft. 
logie der Erdoberfläche 1 und 0. Krümmel in seinem Handbuch der Ozeanographie 1 2 
ausführlicher hingewiesen und einige kartographische Proben gegeben. 
34. Buntfarbige und einfarbige Karte. Ein großes Feld der Betätigung erblüht 
unstreitig der buntfarbigen Karte. Werden lediglich Kulturelemente dargestellt,, gibt 
schon die Logik jedem denkenden Kartographen die Richtschnur in der Farbengebung 
an die Hand; kommt es auf die Wiedergabe des Terrains an, wird in der Hauptsache 
die Abtönung einer einzigen Farbe oder das Peuckersche oder ein verwandtes System 
maßgebend sein. Dabei wird man sich innerhalb der Grenzen gewisser Maßstäbe be 
wegen. 
Trotz guten Drucks und klarer Farbenwahl befriedigen farbige Geländedarstel 
lungen vielfach nicht in der gewünschten Weise. Daß sie in Zukunft mehr als heute 
herrschen werden, ist nach dem heutigen Stande der Entwicklung und Erfahrung sicher 
anzunehmen. Schon hat man der Schraffenkarte, wenigstens der einfarbigen, den 
Tod gewahrsagt. Daß man sie, die nach Lehmann scher Manier streng ausgeführte, 
dereinst zu den veralteten Karten rechnen oder ganz ad acta legen wird, ist nicht aus 
geschlossen, wenn sie auch der Wissenschaftler und das Militär immer wieder gern zu 
Studienzwecken zur Hand nehmen werden. Sie ist der ruhige, vornehme, abgeklärte 
Aristokrat., während die farbenplastische Karte zunächst noch als Parvenü erscheint, 
als der Emporkömmling, der sich mit allen modernen augenfälligen Hilfsmitteln in den 
Vordergrund schiebt und sich so vorteilhaft wie möglich, ich will nicht gerade sagen 
protzig, zu präsentieren sucht; er muß sich noch abklären, um als Partner der alt 
ehrwürdigen Schraffenkarte oder andern guten einfarbigen Karten das Gleichgewicht 
halten zu können. Zweifellos wird ihm das gelingen, bis er jenem alten Gegner gegenüber 
nicht bloß gleichwertig geworden ist, sondern auch überlegen, dann dürfte sich jener 
ganz auf sein Altenteil zurückziehen. 
35. Entwicklung der morphologischen Karte im allgemeinen. Schraffen, Punkt, 
Schummerung und Farbe sind mit Hilfe der Niveaukurven ganz allgemein das Mittel, 
den orographischen Aufbau des Geländes zu veranschaulichen, also die rein äußerliche 
Gestaltung der Erdoberfläche. Sie bieten jedoch weiterhin Handhaben, tiefer zu 
schürfen, um das „Wie?“ und „Warum?“ der Geländeformen weniger theoretisch als 
vielmehr genetisch und sichtbar zu ergreifen und zuletzt deren kulturgeographisches 
Moment zu verdeutlichen. Wir begeben uns bei diesen Untersuchungen auf ein Gebiet, 
auf dem beinahe hundert Jahre gearbeitet w*orden ist, ohne daß man zu greifbaren und 
allgemein beherzigten Ergebnissen vorgedrungen ist;.noch ist es in vieler Beziehung 
ein Tasten und Suchen nach allgemeingültigen Leitlinien. Kaum oder nur halb erreicht, 
wird vieles schon wieder verworfen. Die gegenwärtig vorliegenden Versuche geben noch 
keinen Anlaß, ein einheitliches Streben zu erkennen. Über den Charakter einer Studie 
nicht hinausgekommen, wird der Einzelfall nicht selten als der typische angesehen, 
während die großen Zusammenhänge verschleiert bleiben. Das soll jedoch auf dem 
1 Bd. II. Stuttgart 1894, S. 606ff. Fig. 38, S. 615 „Die Gouf von Kap Breton“. 
2 Bd. I. Stuttgart 1907. S. 108, 124. Auf S. 100 findet sich ein Kärtchen in Scüraffenmanier: 
„Alpine Bodenformen am Nordrand des Biskayagolfes“. — Die Maßstäbe 1 : 40000000, wie auf den 
Tiefenkarten der Ozeane von M. Groll (Veröffentlichgn. des Institutes f. Meereskunde. Hg. v. A. Penck. 
Neue Folge. A. 2. Heft), und 1 : 30000000, wie auf der Karte des Atlantisch. Oz. von G. Schott 
(Beilage zur Geogr. des Atlant. Oz., Hamburg 1912) würden gerade noch genügen für eine Sohraffen 
darstellung, bei der indes größere Maßstäbe vorzuziehen wären.
	        
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