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Neue Bahnen und neue Aufgaben.
Eckert, Karten Wissenschaft I.
deren Isohypsenunterlage sich farbig die morphologischen Stufen und Einebnungs
erscheinungen gut abheben. Die Karte Wandhoffs Die Moselterrassen von Zeltingen
bis Cochem ist insofern bemerkenswert, als bei ihr auf jegliches Kolorit verzichtet wird. 1
Auf einer mit Verständnis angelegten Isohypsenskizze sind außer der vorpliozänen
Stufe und dem unterpliozänen Kieseloolithschotter die Niederterrasse in einer, die
Mittelterrasse in fünf und die Hauptterrasse in drei schwarzen Signaturen angelegt.
Man merkt dem Verfasser die Mühe an, die Signaturen deutlich auseinander zu halten,
aber die Übersichtlichkeit der Karten leidet trotzdem. Hier muß schon die Earbe zu
Hilfe genommen werden, wobei ich nicht verkennen will, daß dadurch die Herstellungs
kosten der Karte erhöht werden.
Die Herstellung morphologischer Karten soll man dem Wissenschaftler über
lassen und nicht dem Topographen oder Kartographen. A. Hettner warnt, aus topo
graphischen Karten, wie sie in Nordamerika unter den Bann der Davis sehen Natur
auffassung geraten sind, „morphologische Regeln herauszulesen, die der Zeichner erst
hineingelegt hat.“ * 1 2 Diese Wahrnehmung bringt einen auf den Gedanken: Ob es denn
überhaupt ratsam ist, die Topographen mit den Problemen der Morphologie bekannt
zu machen, um sodann bei der Aufnahme im Felde auf sie zu achten. Ich habe kein
Bedenken, dies zu befürworten, muß aber ausdrücklich hervorheben, daß der morpho
logische Unterricht für die Topographen einzig und allein den Zweck haben soll, die
Topographen im Gelände besser sehen zu lehren, und nicht den, bestimmte morpho
logische Erscheinungen besonders zu beachten und aufzunehmen. Da dürfte kaum
etwas Gescheites herauskommen.
3(1. Die Entwicklung der morphologischen Karte durch Passarge. Das Problem
der kartographischen Darstellung morphologischer Erscheinungsformen spielt eine
Hauptrolle in den physiologisch-morphologischen Untersuchungen von Siegfried
Passarge. Bedeutungsvoll sind die Darlegungen in Kapitel IX: Physiologisch-
morphologische Karten und im Kapitel X: Das Studium physiologisch-morpho
logischer Karten in seinem Werke Physiologische Morphologie, Hamburg 1912 3 ;
an ihnen darf kein Konstrukteur morphologischer Karten vorübergehen. 4 Passarge
baut sein System auf dem wichtigen und richtigen Grundsatz auf, daß einzig und allein
tatsächliche morphologische Erscheinungen, niemals abstrakte Begriffe kartiert werden
dürfen. Zugleich ist er sich bewußt, daß sich aus topographisch-morphologischen
Karten nur Schlüsse in sehr beschränktem Maße ziehen lassen, „sichere überhaupt
nicht. Wohl aber ist es sehr lehrreich, Differentialdiagnosen aufzustellen und die ver
schiedenen Möglichkeiten ins Auge zu fassen“. Zuletzt erblickt er in der Methode der
gewissenhaften Aufnahme physiologisch-morphologischer Karten, gestützt auf ein
gehende petrographische und geologische Kenntnisse, auf geologische Karten und neu
zu erlernende, nicht bloß mit dem gesunden Menschenverstand zu erfassende Unter-
der Reichsgrenze und dem Rurtalgraben. S.-A. aus d. Verh. des Naturliistor. Ver. der preußisch.
Rheinlande und Westfalens. LXXIV. 1917. (Bonn 1919.)
1 E. Wandhoff: Die Moselterrassen von Zeltingen bis Cochem. Diss. Gießen 1914.
2 A. Hettner: Die Oberflächenformen des Festlandes. Leipzig u. Berlin. 1921, S. 238.
3 Als Sonderabdruck erschienen aus Mitt. d. Geogr. Ges. in Hamburg, XXVI., S. 133—337,
mit 1 Originalkarte und 17 Originalabbildungen.
4 Kurz zusammenfassend gibt Passarge einige Richtlinien wieder in P. M. 1912. II. S. 5—8,
insbesondere S. 8.