Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Kartographie als Wissenschaft. 
Gehnesche Schraffe ihres Wertes verlustig und muß durch andere Linien- oder 
Flächenelemente ersetzt werden. 
Das Flächenkolorit hat Geh ne morphologischen Einebnungserscheinungen (Fast 
ebene, Terrasse, Flußaue) Vorbehalten. Durch die Gegenüberstellung der farbigen 
Fläche zur farbigen Schraffe erhöht sich weiter die Anschaulichkeit und Übersichtlich 
keit der Gehne sehen Karte. Für die Farbenwahl der morphologischen Flächenelemente 
liegt noch kein bestimmtes Schema vor. Gehne lehnt sich an das Spektrum an, indem 
er den Talauen die für Talungen und Niederungen gebräuchlichen grüne Farbe gibt 
und über gelbgrün, gelb zu orangefarbenen und roten Tönen übergeht und ganz im 
Peuckersehen Sinn den höchst gelegenen Flächen die leuchtendste Nuance gibt. Da 
die Orange- und Indigofarben in der üblichen geologischen Farbenreihe wenig ver 
treten sind, schlägt Gehne vor, sie hauptsächlich für die Hervorhebung morpho 
logischer Tatsachen heranzuziehen. 
Mit den voranstehenden morphologisch-kartographischen Erörterungen glaube 
ich genugsam auf die Hemmnisse und Klippen hingewiesen zu haben, die bei der Dar 
stellung einer brauchbaren morphologischen Karte vorhanden sind. Vom morpho 
logischen wie kartographischen Gesichtspunkte aus haben bis jetzt nur Passarge und 
Gehne gangbare Wege gewiesen. Der Weg von Gehne ist vielleicht der kartographisch 
entwicklungsfähigste, und die geographischen Wissenschaftler sollten sich nicht scheuen, 
das wohldurchdachte System Gehnes zu adoptieren, es kartographisch zu vervoll 
kommnen und mit Ideen Passarges zu verschmelzen suchen. Vielleicht dürfte man sich 
in der Farbenwahl für Einebnungserscheinungen auch ohne einen von einem Kongreß 
sanktionierten Beschluß einig werden. Die Karten nach Passarge-Gehne werden zur 
Kenntnis der morphologischen Probleme und deren schärfern Differenzierung wesent 
lich beitragen; sie sind geeignet, das zu erfüllen, was S. Passarge am Schluß seiner An 
leitung zum Studium der Karten des morphologischen Atlasses sagt: „So sind denn 
auch vom didaktischen Standpunkt aus die morphologischen Karten recht wohl 
brauchbar und werden manchem Anregung geben.“ 
38. Verquickung von hypsometrischem und kulturgeographischem Element. Der 
Gedanke, das hypsometrische Element mit dem kulturgeographischen zu verbinden, 
hat schon verschiedene Köpfe beschäftigt, aber zu allgemein gültigen Ergebnissen ist 
man auch auf diesem Gebiete nicht gelangt. An der Lösung des Problems sind öffent 
liche wie private Kartenwerke beteiligt. Stimmt die Darstellung für ein Gebiet, führt 
sie bei andern zu erheblichen Differenzen. Mit gewissen Einschränkungen könnte man 
die agronomischen Karten hierher rechnen, selbst die Böschungskarte nach Passarge 
mit der Darstellung des Geeignetseins der verschieden geneigten Geländeflächen für 
die Feldbestellung. 
Aus den Regionalfarben Sydows blickt ein schwacher Schimmer des kultur 
geographischen Momentes hervor. Besser spiegelt es sich in den Höhengürteln auf der 
Hypsometrischen Übersichtskarte des größten Teils der östereichisch-ungarischen 
Monarchie in 1: 750000 wieder. Die Talebenen und Niederungen sind mit dem Wiesen 
grün koloriert, von 150 m an folgen braune Töne mit den Stufen bis 300, 500 und 700 m, 
von da ab sind die braunen Intervalle je 300 m groß und werden je höher desto dunkler, 
sie bezeichnen in großen Zügen den Waldgürtel. Die niedern Alpenregionen, Höhen 
lagen von 2300 bis 2900 m, blicken uns in zwei Rosatönen an, und die über 2900 m 
berichten von den höhern Alpenregionen, die in Eis und Schnee erstarren und deshalb
	        
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